31.07.2024 - 21:29 | News | Source: Soccerdonna | von: doruk Sahinel und Banu Yelkovan
Zeigt eure Kräfte, die das Universum uns Frauen geschenkt hat

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Soccerdonna: Frau Güngör Kırağası, können wir Sie ein wenig kennenlernen? Wie haben Sie Ihre Karriere als Trainerin begonnen?




Güngör Kırağası: Ich wurde im Jahr 1981 in Ankara geboren und habe mein Studium an der Hacettepe Universität, Fakultät für Sportwissenschaften und Technologie, im Fachbereich Sportpädagogik abgeschlossen. Im ersten Jahr meines Studiums begann ich meine Trainerkarriere bei Ankaragücü mit Trainer Ersun Yanal und seinem Team. Das erste Training, zu dem ich zufällig ging und sagte, ich würde es einmal versuchen, veränderte den Rest meines Lebens. Danach setzte ich meine Karriere bei Gençlerbirliği, Ankaraspor, und Vestel Manisaspor fort. 2008 fragte mich Oğuz Çetin (Ed. Not. Direktor für Entwicklung in der TFF und ehemalige Fenerbahçe-Legende), ob ich in den Frauen-Nationalmannschaften arbeiten wolle, und so hat meine Karriere in den Frauen-Nationalmannschaften begonnen. Zunächst habe ich als zuerst als Assistenztrainerin in allen Altersklassen, dann als Trainerin der U15- und der U17- Nationalmannschaft gearbeitet.




Soccerdonna: Wie haben Sie als Trainerin bei der Frauennationalmannschaft angefangen?




Güngör Kırağası: Bevor ich die Trainerin der Frauennationalmannschaft wurde, habe ich als Technischer Direktorin und Trainerin in allen Altersklassen der Frauen-Nationalmannschaften gearbeitet. Ich war nicht nur auf dem Spielfeld involviert, sondern auch in die Projektenwicklung, und das Managementprozess des Frauenfußballs. Im Jahr 2020 habe ich auf Vorschlag von Tolunay Kafkas und Oğuz Çetin und mit Zustimmung unseres Vorstands die A-Nationalmannschaft mit meinem Team übernommen.




Soccerdonna: Wie würden Sie Ihren Trainerstil erklären?




Güngör Kırağası: Das ist eine sehr schwierige Frage. Ich glaube nicht, dass man den Stil eines Trainerins in eine klare Schablone einpassen kann. Ich versuche, eine Führungsfigur zu sein. Als Trainerinnen sollen wir Menschen sein, die den Prozess leiten und die Probleme vorhersehen können. Außerdem sollen wir die positiven Bedingungen für alle gleichermaßen schaffen und verteilen und die Gruppe, die wir ansprechen, davon überzeugen, an das Ziel zu glauben und den gleichen Weg zu gehen. Auf meiner Seite bin ich eine Trainerin, der Regeln hat aber auch der Spaß an dem hat, was sie tut. Ich greife sofort ein, wenn ich etwas Falsches tue. Ich verfolge die wissenschaftlichen Entwicklungen, um innovativ zu sein und ich glaube, dass ich Fußball nicht nur auf dem Feld, sondern auch mit Komponenten außerhalb des Feldes wachsen kann.




Soccerdonna: Nach dem 4:1-Auswärtssieg gegen Ungarn haben Sie sich für die Play-off-Runde für die EURO 2025 qualifiziert. Wie haben Sie sich auf diese Spiele vorbereitet? Wie bewerten Sie Ihre Leistung in der Qualifikationsgruppe?




Güngör Kırağası: Wir hatten einen guten Start in die Gruppenspiele. In der Mitte haben wir Schwankungen erlebt, aber trotzdem konnten wir die Gruppe mit einem guten Ergebnis abschließen. Während die Liga gespielt wurde, konnten wir mehr Zeit für die Taktik als für die Fitness unserer Spieler aufwenden. Die zwei Aserbaidschan-Spiele nach dem Ende der Liga waren jedoch sehr schwierig, weil wir uns mehr auf den Mangel an Fitness konzentrieren mussten als taktisch zu arbeiten. Es war auch schwierig, die Mannschaft zu motivieren, denn unsere Spielerinnen hatten seit der Nations League C-Liga keinen Urlaub mehr. Unser erster Plan war natürlich, der zweite Spiele in Aserbaidschan zu gewinnen und die Gruppe als Zweiter abzuschließen, aber das war nicht möglich.
In der letzten Periode haben wir die Spiele gegen die Schweiz und Ungarn mit dem Stress des Vormonats begonnen. Im letzten Spiel haben wir auswärts mit einem gutem Kampf 4 Tore erzielt und gegen einen Gegner wie Ungarn gewonnen. Es war sehr wichtig, dass wir alle Tore im offenen Spiel gefunden haben, mit den Bällen, die wir zu unseren 2 Flügelspielern und 2 Stürmern brachten.




Soccerdonna: Die Reise, die Sie zu den heutigen Playoffs der Gruppe B führte, begann im September 2023 in der C-Liga der Nations League. Sie beendeten diese Gruppe mit 6 Siegen in 6 Spielen als Erster und qualifizierten sich für die Qualifikationsrunde der B-Liga. Wenn Sie ein Jahr zurückblicken, haben Sie alle Ziele, die Sie sich für heute gesetzt haben, erreicht? Was ist Ihr nächstes Ziel?




Güngör Kırağası: Die Spiele der C-Liga waren unvergesslich. Als ich 2020 die Leitung der A-Mannschaft übernahm, stellte ich meinen Spielern bei der ersten Sitzung vor: „Was sind unsere kurz-, mittel- und langfristigen Ziele?“, „Wie geht diese Reise weiter?“, „Was sind unsere Erwartungen an unsere Spieler?“, „Was werden wir für die Entwicklung unserer Spieler tun?“. Es war kein einfacher Prozess, aber als unsere Spieler die Entwicklung und die Veränderung erlebten, als sie unserem Weg folgten, wurden sie immer begeisterter und begannen, sich selbst zu verändern. Was wir uns vor einem Jahr vorgenommen haben, erleben wir jetzt. Unser Ziel für die nächste Zeit ist es, mit weiteren soliden Schritten voranzukommen. Wir haben noch die Play-off-Spiele vor uns. Wir wollen diese Spiele mit unserem besten Spiel abschließen und an die Tür zur Europameisterschaft klopfen.




Soccerdonna: Die türkische Frauenfußballmannschaft ist vier Spiele davon entfernt, sich zum ersten Mal in ihrer Geschichte für die Europameisterschaft zu qualifizieren. Wie beurteilen Sie den Zustand der Mannschaft vor den Play-off-Runden, die im Oktober und November stattfinden? Glauben Sie, dass die Mannschaft für diese Spiele bereit ist?




Güngör Kırağası: Ja, wir sind zum ersten Mal so nah dran. Unsere Mannschaft besteht aus Spielerinnen, die seit vielen Jahren zusammen sind, die die Härten des Frauenfußballs in der Türkei durchlitten haben. Die Bedingungen haben sich jetzt verbessert und meine Spielerinnen haben endlich das Vergnügen, den Fußball, den sie mit Leidenschaft betreiben, als „Job“ zu betrachten. Die Mannschaft ist mental sehr bereit, und sehr gespannt auf die EURO 2025. Besonders im letzten Spiel gegen Ungarn haben sie uns spüren lassen, wie sehr sie dieses Turnier wollen und wie viel sie erreichen können. Allerdings müssen wir noch einige Dinge verbessern. Bis zum ersten Play-off-Spiel wird die Liga beginnen, und unsere Spieler werden sich an den Spielbetrieb gewöhnt haben. Das Niveau des internationalen Wettbewerbs ist jedoch höher als unser derzeitiges Liganiveau. Aus diesem Grund müssen wir in Bezug auf die athletische Leistung besonders intensiv arbeiten.




Soccerdonna: Abgesehen von der Gastgeberin Schweiz haben sich alle acht Teams, die sich für die EURO 2025 qualifiziert haben, mindestens zum fünften Mal zu diesem Turnier qualifiziert. In den Play-offs werden Sie gegen Teams spielen, die sich bereits für internationale Turniere im Frauenfußball qualifiziert haben. Wird Ihre Motivation, am ersten internationalen Turnier in der Geschichte des türkischen Frauenfußballs teilzunehmen, ausreichen, um diese Unerfahrenheit zu überwinden?




Güngör Kırağası: Der Erste zu sein und die Fahne zu tragen, ist eine sehr große Verantwortung. Meine Mannschaft hat jedoch eine gewisse Erfahrung darin, die erste zu sein und den Frauenfußball an die Spitze der Sportgeschichte unseres Landes zu bringen. Es liegt auf unsere Hand, unserer Energie, unserer Kampfkraft und unserem Erfolgshunger ins Spiel zu bringen. Erfahrung gewinnt man durch Leben. Ich hoffe, dass wir mit all unserer Unerfahrenheit bei diesem Turnier dabei sein und Erfahrungen sammeln können.




Soccerdonna: Die türkische Herren-Nationalmannschaft, die im Juli 1994 ebenfalls auf Platz 57 der Weltrangliste stand und sich bis dahin nicht für die Europameisterschaft qualifizieren konnte, hat nach der EURO 1996-Qualifikation an insgesamt 5 EURO-Turnieren teilgenommen. Glauben Sie, dass eine mögliche Teilnahme an der EURO 2025 einen ähnlichen Meilenstein darstellen wird?




Güngör Kırağası: Ich glaube fest daran: Wenn wir einmal das Recht zur Teilnahme erhalten, wird der gesamte Algorithmus umgeschrieben werden. Steigende Investitionen, ein professionellerer Blick auf den Frauenfußball, die Zukunftspläne der Spielerinnen, und die Strukturierung der Vereine wird eine andere Form annehmen. In unserem Land gibt es ein wunderbares Potenzial. Wenn wir auf die letzten vier Jahre zurückblicken, erkennen wir, wie groß die Auswirkungen der kleinen Schritte waren, die wir unternommen haben. Die Qualifikation an einem großen Turnier wird die Wahrnehmung des Frauenfußballs in unserem Land eine andere Ebene aufheben.




Soccerdonna: In unseren Interviews im Jahr 2021 in die Ukraine gewechselten Nationalspielerinnen Gülbin Hız, Derya Arhan und Birgül Sadıkoğlu erwähnten sie, dass die Nationalmannschaft unter Ihrer Führung neuformiert und ein neuer Kader zusammengestellt wurde. Welche Arbeit haben Sie in den drei Jahren nach der Pandemie geleistet, um diese Mannschaft aufzubauen?




Güngör Kırağası: Diese neue Organisation wurde nicht von mir allein geschaffen, sondern mit einer ernsthaften Teamarbeit. Vor allem während der Pandemiezeit hat meine U19-Trainerin Begüm Üresin versucht, alle türkischstämmige Spielerinnen zu erreichen, die in Europa leben und Fußball spielen. An dieser Stelle möchten wir auch Soccerdonna danken. Sie haben uns mit eurer Datenbank sehr geholfen. Wir haben die Spielerinnen im Ausland kontaktiert und während der Pandemiezeit Online-Treffen organisiert, damit sich diese Spieler für die Türkei entscheiden konnten. Im Gegenzug haben wir einige unsere sehr wertvollen Spieler gewonnen, die derzeit in der A-Mannschaft spielen.
Außerdem haben wir uns bemüht, das Potenzial unserer Spieler in der Türkei aufzudecken und ein bestimmtes System auf der Ebene der Nationalmannschaft zu etablieren. Das erste Schritt war die fehlende athletische Leistung, und wir haben Pläne gemacht, um die Situation, die in Bezug auf die athletische Leistung nicht den Bedingungen des Tages entspricht, den Bedingungen des Tages anzupassen. Unsere erste Aufgabe bestand vor allem darin, unsere Laufstrecke zu erhöhen. Dann haben wir zusammen mit unseren Trainerinnen für athletische Leistungen ein Ziel für jedes Training-Camp festgelegt. Für jede Spielerin haben wir Informationen bereitgestellt, die zu seiner Entwicklung in Bezug auf bestimmte Themen beitragen, wie z. B. Gesundheitsbericht, Bericht über athletische Leistungen, taktischer Spielplan, usw.
Seit 2020 hat sich unsere Laufstrecke als Team verdoppelt. Wir konzentrieren uns jetzt auf unsere hochenergetische Laufstrecke. Wir haben immer noch körperliche Defizite. Wir werden nun Verhandlungen mit unseren Vereinen aufnehmen, um diese bis zu den ersten Play-offs zu beheben. Wir werden versuchen, Hand in Hand mit unseren Vereinen das Beste herauszuholen.




Soccerdonna: In demselben Interview sagte Derya Arhan: „Ich sehe die Nationalmannschaft als mein zweites Zuhause, ich vermisse meine Freundinnen und Trainerinnen“. Wie haben Sie es geschafft, diese Atmosphäre für die Spielerinnen in der Nationalmannschaft zu etablieren?




Güngör Kırağası: Unsere Spielerinnen werden aus einem kleinen Pool ausgewählt, sie spielen seit Jahren zusammen, und wir versuchen, ein möglichst günstiges Umfeld für sie zu schaffen, damit sie in der Nationalmannschaft ihr Bestes geben können. Wir kennen uns untereinander sehr gut. Selbst in sehr nervösen, angespannten Situationen weiß jeder sehr gut, wie sie sich verhalten sollen. Außerdem lieben wir als Team, was wir tun, und haben natürlich Spaß. Wenn wir Spaß haben, überträgt sich das auch auf die Spielerinnen. Ich denke, wir geben unseren Spielerinnen das Gefühl, wie wertvoll sie sind. Unsere Spielerinnen sind sich ihrer Verantwortung unter dem Dach der Nationalmannschaft bewusst, und die Chancen, auf die sie seit Jahren warten, kommen auf sie zu. Wenn sie Erfolg haben und einen Schritt weiter gehen, wirkt sich das positiv auf sie alle aus.




Soccerdonna: Welche Mannschaft ist Ihr Goldmedaillenkandidat im Frauenfußball bei den Olympischen Spielen 2024? Und warum?




Güngör Kırağası: Ich denke da an Spanien und England, die in Europa auf dem Vormarsch sind, und Emma Hayes, die ihr Debüt in der Nationalmannschaft der USA geben wird. Wie wird Emma Hayes den Unterschied zu den USA ausmachen, die gewohnt sind, Medaillen zu gewinnen? Nach diesen Mannschaften werde ich Japan verfolgen. Ich habe große Sympathien für die Japanerinnen, und es wird Spaß machen, zu sehen, was eine Mannschaft, die uns von der körperlichen Struktur her ähnlich ist, leisten kann.




Soccerdonna: Wenn wir uns die Altersverteilung der Spieler ansehen, die für die Qualifikationsspiele im Juli einberufen wurden, sehen wir, dass alle Spieler im Kader zwischen 19 und 31 Jahre alt sind. Diese Verteilung zeigt uns, dass Sie eine Generation haben, die in den nächsten 5-6 Jahren nach der Euro 2025 zusammen spielen kann. Wenn Sie jenseits der Euro 2025 denken, welche Ziele haben Sie sich für diese Generation auf lange Sicht gesetzt?




Güngör Kırağası: Wenn wir das Durchschnittsalter und die Spielzeit der Spielerinnen zusammen betrachten, können wir feststellen, dass sich bei uns eine sehr stabile und nachhaltige Struktur fortsetzt. Als ich 2010 Trainer der U15-Nationalmannschaft war, habe ich viele dieser Spielerinnen in die Mannschaft geholt, und jetzt setze ich sie in der A-Nationalmannschaft der Frauen fort. Nach diesem langfristigen Zusammenschluss wird die Spielerin, die das Niveau der A-Mannschaft erreicht hat, ist jetzt zu einer Spielerin geworden, die unsere Spielmentalität der Nationalmannschaft verstanden hat, sich an taktische Veränderungen anpassen und vor allem ihre innere Dynamik entsprechend dem Umfeld, in dem sie sich befindet, reflektieren kann. Die Bereitschaft dieser Spielerinnen ist ein sehr wertvoller Punkt. Mit der richtigen Planung für die Zukunft ist diese Situation meiner Meinung nach sehr wichtig für die Nachhaltigkeit und die Wirkung und natürlich die Teilnahme an großen Turnieren.




Soccerdonna: Die meisten Spielerinnen Ihrer Mannschaft spielen in der türkischen Frauenfußballliga. Was würden Sie über die Entwicklung der Liga in den letzten Jahren sagen?




Güngör Kırağası: Die Qualität unserer Liga steigt von Jahr zu Jahr. Die Qualität der ausländischen Spielerinnen und die Eigenverantwortung der in der Liga arbeitenden Trainer/-innen haben sich herausgebildet. Die Sponsorengelder, die Ihre Teams in der Liga erhalten, und die Investitionen der Vereine werden sich sicherlich auszahlen.




Soccerdonna: Wie bewerten Sie die Auswirkungen der Aufnahme von Süperlig-Mannschaften der Männer in die Frauenliga? Mit der Änderung des Ligaformats in dieser Saison wurde ein aus einer einzigen Gruppe bestehendes Ligaformat eingeführt. Was denken Sie über die Auswirkungen dieser Änderung auf die Nationalmannschaft?




Güngör Kırağası: Ich denke, dass das Einzelgruppenformat sehr positiv war. Der Kampf ging bis zur letzten Woche weiter. Der Schwierigkeitsgrad der Spiele ist gestiegen. Das sind sehr positive Entwicklungen für uns. Die Teilnahme von Mannschaften aus der Süper Lig an unserer Liga ist sehr wichtig für die Förderung, die Sichtbarkeit und die Vertretung der Frauen in der Fußballwelt. Ich wünsche mir auch, dass mehr Mannschaften aus der Süper Lig an der Frauenliga teilnehmen.




Soccerdonna: In unserem Interview mit Metin Ülgen, dem Trainer von Galatasaray, erklärte er, dass sich der Frauenfußball in der Türkei mit der Entwicklung von Infrastrukturen, dem gesteigerten Medieninteresse und der Senkung des Einstiegsalters der Spielerinnen schneller entwickeln wird. Haben Sie als TFF irgendwelche Aktivitäten zu diesen Themen, insbesondere zum Eintrittsalter von Mädchen in den Fußball?




Güngör Kırağası: Aber natürlich! Als Abteilung der Frauennationalmannschaft sind wir ein Team, das Projekte entwickelt und umsetzt. Vor allem für die unteren Altersklassen haben wir viele Projekte realisiert und werden dies auch weiterhin tun. Wenn wir den Frauenfußball als ein Projekt an sich betrachten, muss man in diesem Projekt jedes Glied der Kette anfassen. Der Erfolg der Nationalmannschaft wirkt sich auf die Struktur der Liga aus, und die Qualität der Liga wirkt sich auf die Nationalmannschaft aus. Die Qualität der ausländischen Spielerinnen in der türkischen Liga wirkt sich auf die Arbeitsweise der türkischen Spielerinnen und ihre Einstellung zum Fußball aus. In dem Maße, wie die Familien von Mädchen, die in jungen Jahren mit dem Fußball beginnen wollen, auf die Projekte aufmerksam werden und der Frauenfußball in den Medien sichtbar wird, wächst das Vertrauen in den Frauenfußball und es bildet sich am Ende ein ganzes Fußball-Ökosystem.
Ich möchte an dieser Stelle mit Stolz erwähnen, dass das Projekt „Star Girls of the Future“, das wir mit Ülker durchgeführt haben, bereits Auszeichnungen erhalten hat. Es ist ein Projekt, mit dem wir uns wohl fühlen, das allen Mädchen gleiche Chancen bietet und eine Botschaft an türkische Mädchen in der ganzen Welt sendet. Unser „Playmakers“-Projekt in Partnerschaft mit der Uefa erhält ständig Anfragen aus verschiedenen Städten und zielt darauf ab, junge Frauen mit dem Fußball vertraut zu machen. Als A-Nationalmannschaft versuchen wir, unsere Spiele in jeder Stadt unseres Landes zu organisieren. Wir organisieren in jeder Region der Türkei Vorspiele für die Altersgruppe der U15. Wir treffen uns auch mit Studentinnen an Universitäten. Wir öffnen unsere Trainings für sie und versuchen ihnen zu erklären, dass es in unserem Bereich verscheidene Arbeitsplätze gibt.




Soccerdonna: Laut der World Economic Forum Global Gender Gap Report 2023 sind 14 der 16 Länder, die an der Euro 2022 teilnehmen, auch unter den Top 20 im Gleichstellungsindex der UEFA-Mitgliedsländer [1]. Die Türkei hingegen liegt auf Platz 129 des Gleichstellungsindexes und damit hinter allen in den Index aufgenommenen UEFA-Mitgliedstaaten. Inwieweit erleben Sie die Auswirkungen des Problems der Geschlechterungleichheit im Frauenfußball in der Türkei?




Güngör Kırağası: Ich denke, dass die Mentalität „Kann ein Mädchen Fußball spielen?“ in der Türkei langsam verschwindet. Das ist eine Geschichte des sozialen Wandels: Je sichtbarer wir werden, je mehr Erfolg wir haben, desto leichter wird es, die Menschen zu überzeugen und die negativen Mythen zu zerstören. In der Vergangenheit war es sehr schwierig, Eltern zu überzeugen, aber jetzt sehe ich, dass die Eltern auf uns zukommen und nach einem Zukunftsplan fragen. Wir müssen diesen Zukunftsplan besser sichtbar machen. Das bedeutet ein sehr gut geplantes Prozessmanagement.
Natürlich berührt uns das Thema der Geschlechterungleichheit in der Türkei sehr, aber ich glaube nicht, dass jedes Problem gelöst werden kann, indem man nur über die negative Seite spricht. Wir Frauen sollten selbstbewusster sein, ich glaube, dass wir unseren eigenen Bäume wachsen sollen, anstatt unter dem Schatten eines Mannes zu leben. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass wir Frauen, selbst wenn wir eine perfekte Idee haben, nicht so unternehmerisch handeln können wie ein Mann in der heutigen Gesellschaft. Wir handeln in der Angst, dass etwas schief gehen könnte. Männer hingegen sind kontaktfreudiger und können ständig zum Ausdruck bringen, dass sie ihre Themen gut beherrschen. Ich meine damit, dass wir zuerst an uns selbst glauben und dann die Menschen um uns herum überzeugen werden. Leider sage ich Überzeugungsprozess, weil jede Frau in unserer Gesellschaft einem Mann ihr Fachwissen auf ihrem Gebiet beweisen muss. Aber eigentlich ist es so einfach: So wie Frauen Fußballtrainerinnen sein können, so können auch Mädchen Fußball spielen.




Soccerdonna: Trotz all dieser sozialen Ungleichheiten wurde die Spielerinnen der Volleyball-Nationalmannschaft der Frauen im Jahr 2023 Europameisterinnen. Die Spielerinnnen der Volleyballmannschaft zu Vorbildern geworden. Motiviert dieses inspirierende Beispiel im Frauenmannschaftssport Sie und Ihre Spielerinnen, oder setzt es Sie unter Druck?




Güngör Kırağası: Nein, im Gegenteil, es gibt uns eine ernsthafte Botschaft: „Ihr könnt es schaffen“. Wir sind stolz auf unser Volleyballteam. Was sie tun, inspiriert uns und ist für uns ein Vorbild. Sie ermutigen uns, wir bekommen die Botschaft, dass wir es auch schaffen können. Sie sind diejenigen, die den Weg ebnen, und wir kämpfen für dasselbe Ziel, nur auf eine andere Art und Weise.




Soccerdonna: Wie sehen Sie das Potenzial der Türkei im Frauenfußball? Was würden Sie Mädchen sagen, die in der Türkei mit dem Fußball beginnen wollen?




Güngör Kırağası: Wenn wir uns den Anteil der jungen Bevölkerung in unserem Land ansehen, können wir sagen, dass wir ein großes Potenzial haben. Vor allem die Neugier der neuen Generation, ihre Suche nach Möglichkeiten und ihre Wille, ihre Wünsche zu äußern, deuten sehr deutlich darauf hin, dass wir in der Zukunft noch viel mehr erreichen werden. Unsere Pflicht ist es, die Chancengleichheit zu erkennen und anzustreben. Die Unterstützung des türkischen Fußballverbands wird von Tag zu Tag größer. Die Investitionen der großen Mannschaften in die Frauenliga sind sehr wichtig. Mit diesen Investitionen steigt auch die Qualität von Jahr zu Jahr. Der Anstieg türkischen Frauen in den olympischen Disziplinen, unsere Volleyball-Nationalmannschaft der Frauen und die Leistung der Nationalmannschaft im EURO 2024 sollten als Ganzes betrachtet werden.
Was ich den Mädchen sagen möchte, ist, dass ihr, egal was irgendjemand sagt, keine Entscheidung treffen solltet, ohne es selbst zu versuchen. Wenn es euch gefällt, wenn ihr Interesse habt, dann kickt auf jeden Fall mit dem Fußball. Ihr werdet sehen, wie viel stärker ihr körperlich und geistig werdet, wenn ihr einen Fußball kickt. Zeigt eure Kräfte, die das Universum uns Frauen geschenkt hat.




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