20.03.2025 - 09:57 | News | Source: Soccerdonna | von: Emilie Bitsch
Oliwia Woś über die EM-Quali: Ein Erlebnis für mein ganzes Leben

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©FC Basel 1893

Oliwia Woś (25) hat in ihrer noch jungen Karriere bereits viele Stationen durchlaufen und dabei wertvolle Erfahrungen gesammelt. Seit dieser Saison spielt die robuste Innenverteidigerin in der Schweiz für den FC Basel, wo sie nicht nur mit ihrer Defensivstärke, sondern auch mit ihrer Torgefährlichkeit überzeugt. Doch ihr größter Erfolg kam 2023 mit der polnischen Nationalmannschaft: Erstmals in der Geschichte qualifizierte sich das Team für die Europameisterschaft – ausgerechnet in ihrer neuen Heimat der Schweiz. Über diesen Meilenstein, ihren nicht ganz gewöhnlichen Karriereweg, ihre Torgefährlichkeit und die Entscheidung für Polen als doppelte Staatsbürgerin haben wir mit ihr gesprochen.


Soccerdonna: Oliwia, Du bist jetzt seit drei Jahren in der Schweiz. Wie hast Du dich mittlerweile so eingelebt?


Oliwia Woś: Die Schweiz macht es einem mega einfach, sich einzuleben. Dadurch, dass ich vor zwei Jahren in Zürich schnell sehr coole Leute gefunden habe, haben sie mich auch überall mitgenommen. Sie haben es mir extremst einfach gemacht und dafür bin ich dankbar, weil ich glaube, dass es nicht überall so ist.


Soccerdonna: Hinzu kommt auch noch die Sprache, die etwas anders ist, vor allem durch die verschiedenen Dialekte. Bist Du damit gut klargekommen oder hattest Du damit Probleme?


Oliwia Woś: Probleme? Nein, aber der Dialekt war am Anfang nicht so einfach zu verstehen. Ich finde, wenn man das direkt anpackt, dann versteht man den auch nach drei Monaten. Wenn man sich hingegen damit gar nicht befasst, dann versteht man es auch nach drei Jahren nicht. Aber ich sage dann immer „selber Schuld“. Ich finde, das gehört dazu, wenn man in ein neues Land geht und sich einleben will, dass man die Sprache versteht.


Soccerdonna: Bevor Du in die Schweiz gewechselt bist, hast Du in den USA, in Deutschland und in Polen gelebt. Vermisst Du irgendwas von dort, sei es die Kultur oder die Menschen? Oder bist Du zufrieden in der Schweiz?


Oliwia Woś: Ich vermisse schon die Nähe meiner Familie. Ich war mir aber immer sicher, dass ich selber raus in die Welt muss. Einfach, damit ich mich als Mensch weiterentwickle und das kann man nicht, wenn man in seiner Komfortzone bleibt. Bei mir habe ich das einfach gemerkt, dass ich oft Sachen machen muss, die sich richtig anfühlen, um mich weiterzuentwickeln. Zum Beispiel auch, als ich nach Amerika gegangen bin. Ich war 17 oder 18, als ich dieses Gespräch bzgl. Amerika hatte. Ich bin aufgestanden und ich wusste, ich will da hin. Dieses Bauchgefühl hat mich immer begleitet und ich glaube, dadurch fiel es mir auch einfach Sachen nicht zu vermissen, weil es für mich klar war, dass ich es so machen möchte. Klar, das Essen von meinen Eltern oder einfach auch zusammen mit ihnen zu sein oder sie schnell mal einfach sie zu besuchen – das vermisse ich natürlich sehr. Aber ja, wir sind halt alle Individuen und müssen irgendwie unser Leben leben.


Soccerdonna: Wie oft siehst Du mittlerweile deine Familie?


Oliwia Woś: Inzwischen sehe ich sie schon öfter. Ich fahre trotzdem relativ selten nach Hause, weil es jedes Mal mit einem größeren Aufwand verbunden ist. Aber meine Eltern oder meine Geschwister kommen eigentlich relativ oft vorbei, so alle drei Monate. Sie fliegen auch oft nach Polen, was ich mega schön finde. Das hatte ich so gar nicht in Amerika, dass ich sie oft gesehen habe, meistens nur zweimal im Jahr. Dadurch, dass sie näher an der Schweiz leben, kommen sie auch gerne hierher. Vor allem, weil sie die Schweiz lieben. Sie kommen auch manchmal nur für das Land hierher, weil es hier so schön ist.


Soccerdonna: Aber in die Schweiz ziehen wollen sie nicht?


Oliwia Woś: Meine Schwester Julia redet immer davon, sie würde gerne. Aber meine Eltern und meine andere Schwester, das wird nichts.


Soccerdonna: Vielleicht zieht deine Schwester irgendwann in die Schweiz…


Oliwia Woś: Ich wünsch es mir. Ich habe schon gesagt, dass ich mit ihr dann zusammenleben will.


Soccerdonna: Du hast vorhin bereits erwähnt, dass Du vorher beim FC Zürich gespielt hast. Diese Saison bist Du nun zum FC Basel gewechselt. Was waren deine Beweggründe?


Oliwia Woś: Ich habe einfach gemerkt, dass ich irgendwie unglücklich und unzufrieden war. Ich hatte einfach eine Unruhe in mir. Vielleicht war es auch einfach, weil ich eine sehr große Erwartungshaltung an mich selbst hatte und das Gefühl, dass ich die nichts mehr erreichen kann in Zürich. Den genauen Grund, warum ich mich gegen Zürich entschieden habe, kann ich bis heute nicht sagen. Ich kann nur sagen, warum ich mich für Basel entschieden habe. Ich habe gefühlt, dass ich diese eine neue Rolle brauchte und das neue Trainerteam mich überzeugt hatte. Ich wollte ein Teil von diesem Team unter diesen Trainern sein. Der Wechsel war für mich trotzdem extrem schwer und mir ging es auch gar nicht gut in der Zeit. Im Kopf war es so „Ich kann nicht“, aber mein Bauchgefühl hat es mir einfach gesagt. Ich bin extrem glücklich, dass ich das gemacht habe, weil ich glaube, dass muss man sich auch erst mal trauen, dann von Zürich nach Basel zu gehen.


Soccerdonna: Es ist auch ein großer Schritt gewesen. Noch dazu seid Ihr derzeit sehr erfolgreich in der Women’s Super League – nach dem Sieg am vergangenen Wochenende gegen GC Frauenfußball F* seid Ihr nun punktgleich mit Servette FC und somit Tabellenführer und habt sie im Pokal im Elfmeterschießen geschlagen. Hättest du Dir vor der Saison gedacht, dass Ihr so erfolgreich seid?


Oliwia Woś: Ich glaube, ich hätte den Wechsel sicher nicht gemacht, wenn ich nicht das Potenzial vom FC Basel gesehen hätte. Das war schon ein Riesenpunkt. Ich will gewinnen. Ohne die Erwartungshaltung hätte ich auch irgendwo anders hingehen können. Gerade eben sind wir mega gut als Team. Es braucht seine Zeit, bis man so eingespielt ist und die Abläufe sitzen. Diese Entwicklung merkt man dann eben auch bei so schwierigen Spielen wie gegen GC oder Servette ganz aktuell.


Soccerdonna: Was hast du Dir selbst für ein Ziel gesetzt? Jetzt zukünftig auch beim FCB?


Oliwia Woś: So viele Tore zu schießen, wie es geht? (lacht) Nein, ganz im Ernst, ich glaube, mein Ziel ist es einfach diese Rolle, die ich gerade habe, gut ausfüllen zu können und einfach zu versuchen dem Team zu helfen, wo es geht. Eine meiner Stärken ist angeblich auch die Präsenz, die ich habe. Ich möchte mit meiner Art und meinem Auftreten immer zeigen, dass ich bereit bin. Das Fußballerische und alles andere kommt dann automatisch.


Soccerdonna: Zum Thema Tore schießen – Du bist eine sehr torgefährliche Innenverteidigerin, was natürlich recht ungewöhnlich ist, da man als Innenverteidigerin ja eher Tore verhindert. Aber was ist so dein Geheimnis? Oder wie versuchst Du so torgefährlich zu bleiben?


Oliwia Woś: Mir wird oft gesagt, dass ich eine Spielerin mit viel Wucht bin. Ich glaube, diesen Schwung habe ich halt oft in diesen Aktionen, wo ich irgendwie in so einen Rausch komme. Natürlich, man kann so taktisch sein, wie man will, aber es gibt Momente, da kannst du dich einfach frei entfalten. In gewissen Spielen spüre ich das. Dann schieße ich einfach von irgendwo und dann klappt es irgendwie auch. Aber auch, weil ich das schon seit Jahren mache. Ich denke da gar nicht mehr dran. Ich merke einfach, ich habe den Schwung und das Selbstvertrauen und dann läuft's. Noch zusätzlich spüre ich die Bestimmung oder auch Verantwortung, dass ich da einen Unterschied machen kann und will. Ich will eine Unterschiedsspielerin sein und das macht mich dann auch mental aus. Ich hoffe, dass ich das immer abrufen kann, weil da natürlich auch sehr, sehr viel Disziplin und Überzeugung dahintersteckt.


Soccerdonna: Dann ist das jetzt eine schwierige Frage: Was ist denn für Dich wichtiger – zu Null zu spielen, also dass Du jede Aktion, jeden Angriff vereitelst oder eben selbst das Siegtor schießt?


Oliwia Woś: Keine Ahnung. Wenn wir jetzt das Spiel FCB gegen FCZ als Beispiel nehmen, da habe ich noch bei Zürich gespielt. Wir kriegen das 0:1 und da habe ich den Ausgleich eingeleitet zum 1:1. Wir haben am Ende das Spiel 2:1 gewonnen. Ich wusste auch an dem Tag „Oliwia, ich bin heute richtig, richtig bereit.“ Dieses Gefühl, was ich in dem Moment habe, ist schon heftig, weil es temporär eine extreme Euphorie ist. Das andere Beispiel ist dann, wenn ich konstant jeden Zweikampf gewinne, dann bin ich 90 Minuten lang konstant gut drauf. Das ist mein Job, finde ich. Wenn ich dann ein Tor schieße, ist es für mich „Okay, jetzt hast du nochmal einen draufgesetzt.“ Deswegen würde ich vielleicht doch sagen Siegtreffer.


Soccerdonna: Im vergangenen Jahr hast Du dich mit der polnischen Nationalmannschaft durch die zwei Siege in der Play-Off Runde gegen Österreich erstmals für eine Europameisterschaft qualifiziert. Für Polen war es die erste Qualifikation für ein großes Turnier. Hast Du es mittlerweile realisiert oder ist es immer noch surreal?


Oliwia Woś: Ich habe es mittlerweile schon realisiert. Ich rede gar nicht so oft darüber, aber es ist mega präsent. Das ist so ein happening und für mich ist es einfach so das geilste Gefühl, dass ich ein Teil dieser zwei Spiele sein durfte. Das wird mich für mein ganzes Leben begleiten.


Soccerdonna: Was war denn dein erster Gedanke nach dem Abpfiff beim Rückspiel in Österreich?


Oliwia Woś: Ich dachte mir so „What the f*ck?“ (lacht). Alle um mich herum haben angefangen zu weinen, dann habe ich mitgeweint. Es war so surreal.


Soccerdonna: Kannst Du die Stimmung im Team vor, während und nach der EM-Quali beschreiben? Wusstet Ihr von vorne rein, dass Ihr das Schaffen werdet?


Oliwia Woś: Ich finde unser Weg war relativ schwierig. Vor allem durch die Nations League, die wir hatten und durch die Mannschaften, gegen die wir spielen mussten. Dadurch, dass wir da erstmal nicht gut abgeschnitten haben, waren wir erst mal alle so „Okay, es ist schwieriger, als wir dachten.“ Aber unsere polnische Mentalität ist so, dass wir niemals aufgeben. Diese Mentalität hast du genau in diesen zwei Spielen gegen Österreich extremst gesehen. Wir haben nicht nur einfach zwei Tore geschossen, wir haben auch zu null gespielt. Das macht auch nochmal einen Unterschied. Wir haben das Spiel vielleicht nicht mit viel Ballbesitz gewonnen, aber mit Überzeugung und dieser mentalen Einstellung, dass wir das jetzt schaffen. Vor allem, als ich dann gesehen habe, wie wir aufgetreten sind, da wusste ich „Okay, wir sind wirklich bereit dafür.“


Soccerdonna: Ihr habt auch die zwei vergangenen Nations League Spiele gewonnen. Wie hat es Euch nochmals beflügelt, jetzt auch mit Hinblick auf die EM, dass es jetzt schon bald losgeht?


Oliwia Woś: Ich finde, es gibt immer so einen natürlichen Druck, den du bekommst. Natürlich auch vom Verband, von dir selbst und von den Mitspielerinnen. Der Druck ist schon groß, aber jeder weiß, worum es geht. Das ist bei uns gerade noch extremst präsent. Jeder von uns ist sich bewusst, aber gleichzeitig möchte jeder einfach seine Arbeit machen und ist gut gelaunt. Die Atmosphäre ist echt gut, wie beim ersten Spiel gegen Irland. Beim zweiten Spiel gegen Rumänien, da haben wir uns ein bisschen verloren. Die Connection war nicht so extrem da, aber ich finde trotzdem, dass wir dann doch das Spiel gewinnen, zeigt, dass wir auch ein sehr schwieriges Spiel auf schlechtem Rasen hinbekommen. Das sind so die kleinen Sachen, an die wir uns jetzt halten müssen.


Soccerdonna: Noch dazu habt Ihr eine Hammer EM-Gruppe zugelost bekommen, mit Deutschland, Schweden und Dänemark. Habt Ihr Euch schon ein bisschen darüber Gedanken gemacht?


Oliwia Woś: Nee, ich glaube, es ist wirklich so, dass wir jetzt diese Nations League erst mal gut hinbekommen müssen. Das ist dann auch automatisch die Vorbereitung auf diese Teams. Das ist ja das Coole an dieser EM, dass wir uns mit diesen Mannschaften messen dürfen, weil das bekommen wir nicht so oft. Jetzt in der Vorbereitung geht es einfach darum, dass wirklich jeder in der Verantwortung ist, damit wir dann als Team auftreten. Dann ist Polen immer am stärksten.


Soccerdonna: Wie sehr freut Ihr Euch auf die EM?


Oliwia Woś: In jedem Training, wenn wir in Polen sind, gibt es so eine Motivationsansprache. Ich finde diese Reden sind schön und erinnern dich daran, was wir erreichen wollen. Auch die Frage, die du mir geradegestellt hast – Ich finde es schön, wenn Leute mich das fragen, denn ich vergesse oft, dass ich mich darüber so freuen darf. Und wenn wir eben zusammen in Polen als Team dann Meetings haben und kurz mal so einen Rückblick hören, dann bin ich immer so „Geil, ich darf mich darauf freuen.“ Ich bin jemand, die total verbissen ist in ihrem Job. Es ist wichtig für mich auch mal sagen zu können „Hey, du hast es gut gemacht. Wir freuen uns jetzt und wir haben einfach Spaß.“


Soccerdonna: Du hast die doppelte Staatsbürgerschaft. Das heißt, Du hättest auch für die deutsche Nationalmannschaft spielen können. Wieso hast Du Dich dann für Polen entschieden?


Oliwia Woś: Ich finde es immer spannend, darüber nachzudenken. Früher als Kind war mir das gar nicht so bewusst, dass ich für Polen oder Deutschland spielen kann. Früher habe ich einfach Fußball gespielt. Jetzt in den letzten Monaten war ich so „Interessant, ich hätte ja wirklich für Deutschland spielen können.“ Aber ich bin einfach nicht deutsch. Meine Kultur, wer ich bin, woher ich komme, meine Umstände und wie ich geworden bin, kam alles durch meine polnische Familie. Wenn ich an meine Kindheit denke, dann ist es und war es immer Polen. Es war diese emotionale Entscheidung. Damals gab es eine Situation, da hätte ich zu einem Lehrgang gehen können und ich dachte mir so, dass ich nicht möchte. Klar, ich wollte gleichzeitig auch die beste Ausbildung haben, die es gibt. Ich war auch bei der Westfalenauswahl und habe mein ganzes Leben vor dem College in Deutschland gespielt. Viele geben alles dafür, dass man dann bei der deutschen Nationalmannschaft spielt. Aber ich habe anders entschieden. Ich habe einfach gesagt „Nein, ich bin Polin“ und ich treffe diese Entscheidung aus voller Überzeugung.


Soccerdonna: Damit bist Du einen recht ungewöhnlichen Weg gegangen. Du hast in Deutschland gespielt, bist in die USA gegangen, bist jetzt in der Schweiz und spielst für die polnische Nationalmannschaft. Würdest Du das genauso machen oder würdest Du es anders machen?


Oliwia Woś: Ich glaube für mich ist die Frage schwierig zu beantworten, weil ich nicht weiß, was anders wäre. Ich bin extrem glücklich, welcher Mensch ich gerade werden kann. Menschen, die ich in der Schweiz gefunden habe und Menschen, die mir über meinen Weg gelaufen sind, haben mir so viel beigebracht. Ich bin happy, dass ich diesen Weg genommen habe. Es gibt Situationen, wo ich früher gedacht habe „Warum habe ich nicht das gemacht?“ Weißt du, diese klassischen Dinge, wo du denkst, du bist nicht gut genug, weil du beispielsweise noch nicht beim FC Bayern gespielt hast als 17-Jährige. Das ist mir jetzt egal. Da ist mein Weg einfach ein bisschen anders. Ich bin extremst glücklich, wer ich gerade bin. Ich finde, Glücklichsein ist oftmals nicht so einfach in diesem Beruf.


Soccerdonna: Was konntest Du jetzt bereits alles Lernen auf deinem Weg?


Oliwia Woś: Die Begegnung mit Menschen. Ich bin offen für Input von anderen, mag es von Leuten zu lernen und deren Perspektiven wahrzunehmen. Wenn du aber nur in deiner Bubble bleibst, dann kannst du das einfach nicht machen. Das war schon immer so eine Sache, die mir viel über mich beigebracht hat. Diese Menschen, die mir eine Chance gegeben haben zu sagen „Hey Oliwia, wer bist du denn eigentlich?“ die geben mir viel. Wenn wir ehrlich sind, bin ich seit sechs, sieben Jahren komplett auf mich alleine gestellt, auch in Amerika. Ich bin komplett allein gewesen und das sind so Sachen, die kriegst du nicht anders hin, wenn du nicht offen bist. Du musst vor allem auch Hilfe annehmen können. Ich habe echt viel Hilfe gebraucht.


Soccerdonna: Das ist auch eine ganz andere Erfahrung, wenn man alleine tausende von Kilometern da ein ganzes Leben aufbauen musst. Lass uns über deine Vorbildrolle sprechen. Gerade durch die EM-Quali hast Du eine größere Vorbildrolle für Kinder speziell für Mädchen in Polen. Was möchtest Du diesen weitergeben?


Oliwia Woś: Oh ja, ich finde das eines der schönsten Sachen, wenn ich ein Kind anschaue und ich gerade merke, dass es mega Freude hat mit mir Fußball zu spielen, aber auch Freude hat einfach zu zeigen „Hey, schau wie ich dreimal den Ball hochhalte.“ Das sind diese kleinen Momente, warum wir das alles machen, und die geben mir so viel. Auch durch diese Erlebnisse kann ich mich entfalten. Was ich kleinen Kindern zeigen will, ist „Ich bin da, wenn ihr mich braucht.“ Ich möchte das Gefühl vermitteln, dass Fußball immer Spaß machen sollte, denn ohne Spaß geht es nicht.


Soccerdonna: Denkst Du auch, dass durch die EM sich die Aufmerksamkeit für Frauenfußball in Polen verändern wird?


Oliwia Woś: Das merkt man jetzt schon. Vor allem die mediale Aufmerksamkeit ist viel größer. Wie viele Leute jetzt teilweise ins Stadion kommen oder wie viel der Verband gerade möglich macht. Du merkst diesen Schwung. Ich weiß nicht, ob es reicht, dass die polnische Liga an sich besser wird. Ich finde, da müsste man anfangen, damit sich noch mehr tut, denn alle Polinnen gehen ins Ausland. Die polnische Liga bietet einfach zu wenig. Das ist ein bisschen traurig und da würde ich mir noch mehr Entwicklung für den Frauenfußball in meiner Heimat wünschen.


* Das Interview wurde vor dem 16. Spieltag der Women’s Super League geführt.

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