17.05.2024 - 22:34 | News | Source: Soccerdonna | von: Kay-Ole Schönemann / Jonas Wollny
Marie Müller: Ich sehe den Wechsel als Chance, mich weiterzuentwickeln

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©IMAGO

Im Januar wechselte Marie Müller völlig überraschend vom SC Freiburg in die NWSL und schloss sich Portland Thorns FC an. Dort spielt sie an der Seite von Sophia Smith und Rekordspielerin Christine Sinclair. Mit Soccerdonna sprach Marie Müller über ihre Ziele mit dem Klub und darüber hinaus, aber auch über die aktuelle Saison!


Soccerdonna: Vielen Dank Frau Müller, dass sie sich die Zeit für uns nehmen. Wie geht es Ihnen und wie gut sind sie in Portland angekommen? Wie waren Ihre ersten Wochen mit der Mannschaft? Ist Ihnen die Eingewöhnung leichtgefallen?


Marie Müller: Mir gefällt es super. Ich dachte ehrlich gesagt, mir würde es schwerer fallen, aber das Team ist sehr offen und freundlich. Ich fühle mich sehr willkommen hier.


Soccerdonna: Der Wechsel im Winter vom SC Freiburg nach Portland kam doch sehr überraschend. Wann hatten sie sich erstmals mit einem Wechsel in die USA beschäftigt?


Marie Müller: Ich habe schon länger mit dem Gedanken gespielt, dass ich Lust hätte auf etwas Neues. Die Gespräche mit Portland kamen dann gelegen und sie haben mich überzeugt, dass ich den nächsten Schritt gehen kann. Dass ich im Winter Freiburg verlassen habe, war keine Entscheidung gegen den Verein, sondern die Entscheidung, dass ich den perfekten Beginn einer neuen Saison im März habe.


Soccerdonna: Wie kam es dann zum Kontakt mit Portland Thorns FC?


Marie Müller: Der Kontakt kam über meine Agentur 11friends zustande. Tim Nebelung berichtete mir, dass mich Portland bereits seit längerer Zeit beobachten würde.


Soccerdonna: Was gab am Ende den Ausschlag für einen Wechsel in die NWSL?


Marie Müller: Ich wusste schon lange, dass mich das Ausland sehr reizt. Ich denke, die NWSL ist mit die beste Liga der Welt. Ligaspiele finden in anderen Dimensionen statt. Die Stadien sind voll, die Fans feiern den Frauenfußball und alle Spiele werden auf sämtlichen Sendern übertragen.


Soccerdonna: Ist Ihnen der Wechsel nach 8 Jahren beim SC Freiburg schwergefallen?


Marie Müller: Natürlich. Ich habe in Freiburg meine zweite Heimat gefunden. Der Verein ist mir über die Jahre sehr ans Herz gewachsen und 8 Jahre ist sehr lang. Meine Familie und Freunde haben mich aber in meiner Entscheidung sehr unterstützt.


Soccerdonna: Konnten Sie schon strukturelle Unterschiede, in der kurzen Zeit, zum SC Freiburg wahrnehmen?


Marie Müller: Freiburg hat in den letzten Jahren einen großen Schritt gemacht, was Professionalität angeht. Da kann der Verein echt gut mithalten. Aber klar, einige Unterschiede gibt es natürlich. Es ist schon gewöhnungsbedürftig, dass man teilweise 6 Stunden zu einem Auswärtsspiel fliegt und in einem Land 4 Zeitzonen hat.


Soccerdonna: Der Saisonstart verlief sicher nicht wie geplant. Wie geht das Team damit um? Wie zufrieden sind Sie mit Ihren ersten Einsätzen?


Marie Müller: Der Saisonstart ist alles andere als gut verlaufen. Wir brauchten unsere Zeit als Team, um zusammen zu wachsen und uns vor allem kennenzulernen. Wir hatten einige Nationalspielerinnen, die die komplette Vorbereitung auf Länderspielreise waren. Ich glaube, wir hatten vier Einheiten zusammen, bevor wir das erste Ligaspiel hatten. Dennoch bin ich sehr froh, dass ich meine Einsätze und das Vertrauen von Anfang an bekommen habe.


Soccerdonna: In Portland spielen mit Christine Sinclair und Becky Sauerbrunn gleich zwei Spielerinnen die den Fußball geprägt haben und mit Sophia Smith ein Aushängeschild der US-Nationalmannschaft. Wie ist es mit solchen Spielerinnen zusammen zu trainieren und auf dem Platz zu stehen?


Marie Müller: Ich sehe es als Privileg mit solchen Spielerinnen zusammen spielen zu dürfen. Es macht Spaß, ihnen beim Fußball spielen zu zuschauen und ich freue mich, vielleicht das ein oder andere lernen zu dürfen.


Soccerdonna: Bisher sind noch nicht viele Spiele in dieser Saison gegangen. Kann man schon einen Unterschied zur Bundesliga erkennen?


Marie Müller: Nach 9 Spielen kann ich auf jeden Fall einen Unterschied erkennen. Heimspiele vor 20.000 Zuschauern sind hier normal. Ich denke, das Spieltempo ist höher als in der Bundesliga. Die Spielerinnen sind athletisch auf einem sehr hohen Niveau.


Soccerdonna: Die olympischen Spiele stehen vor der Tür. Werden sie die Spiele der DFB-Elf verfolgen?


Marie Müller: Wenn es zeitlich passt, dann auf jeden Fall. Mit 9 Stunden Zeitverschiebung manchmal aber nicht so leicht.


Soccerdonna: Nach Olympia kommt mit Christian Wück ein neuer Nationaltrainer. Eine neue Chance für Sie sich ins Blickfeld der Nationalmannschaft zu bringen? Immerhin waren sie im erweiterten Kader der Nationalmannschaft bei der WM.


Marie Müller: Trotz anderer Liga und am anderen Ende der Welt zu sein, ist es dennoch mein Traum für die deutsche Nationalmannschaft zu spielen. Mit meinem Wechsel hoffe ich, dass ich mich fußballerisch und athletisch auf ein anderes Level bringen kann. Ich werde Gas geben und hoffe, dass sich die Leistung in der NWSL auszahlt und ich meine Chance bekommen werde.


Soccerdonna: War der Wechsel nach Portland eventuell auch ein Grund um sich auf höherem Niveau für die Nationalmannschaft zu empfehlen?


Marie Müller: Ich sehe den Wechsel als Chance, mich weiterzuentwickeln. Wer die NWSL verfolgt, weiß, wie gut das Niveau ist. Sich Woche für Woche mit den besten Spielerinnen zu messen, sehe ich als gute Möglichkeit, selbst besser zu werden.


Soccerdonna: Fast eine viertel Milliarde US-Dollar für vier Jahre: Die NWSL handelte kürzlich einen historischen TV-Vertrag mit mehreren Medienunternehmen aus. Kann man sagen, dass die Sichtbarkeit in den USA größer ist als in Deutschland?


Marie Müller: Zu 100%. Jedes Spiel ist in Amerika ein riesiges Event. Wir in Portland haben Heimspiele vor über 20.000 Zuschauern. Der Frauen-Fußball wird hier sehr gefeiert und vor allem unterstützt. Es macht auf jeden Fall Spaß, ein Teil dessen zu sein und das alles miterleben zu dürfen.


Soccerdonna: Welche Vorteile bringt das Leben in den USA mit sich und was fehlt Ihnen derzeit am meisten?


Marie Müller: Die USA ist bekannt, dass alles sehr überwältigend ist. Alles ist größer, schneller und verrückter. Das kann ich auf jeden Fall bestätigen. Am Anfang ist es sehr ungewohnt und man fühlt sich ein bisschen hilflos in seiner neuen Umgebung, aber durch die Offenheit der Amerikaner kommt man schnell zu Recht. Am meisten fehlen mir meine Familie und Freunde und gerade durch die Zeitverschiebung ist es manchmal schwer zu telefonieren. Dennoch bin ich sehr froh hier zu sein.


Soccerdonna: Im Mai spielen Sie erstmals gegen Orlando Pride. Eine Ihrer Gegenspielerinnen wird dann Marta sein. Was macht das mit Ihnen gegen so eine Ikone des Fußballs zu spielen?


Marie Müller: Natürlich kennt man die Ikonen in der Liga und hat den größten Respekt vor diesen Namen. Ich freue mich dennoch auf die Erfahrung mich mit diesen Spielerinnen zu messen. Legenden hin oder her, gewinnen möchte man immer und am besten gegen solche großartigen Spielerinnen.


Soccerdonna: Was sind Ihre persönlichen Saisonziele und welche Ziele hat der Verein vorgegeben?


Marie Müller: Die Meisterschaft gewinnen! Mit meinem Wechsel zu Portland, habe ich einen Verein mit den meisten historischen Meisterschaftstiteln gewählt. Das Ziel ist klar definiert und mit dem Kader, bin ich mir sicher, dass wir es schaffen können. Mein persönliches Ziel ist es, mit meiner Leistung einen Teil dazu beizutragen und Mitte November auf eine erste sehr gute Saison zurückzublicken.



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