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DFB-Team gescheitert - Woran lag es?
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DFB-Team gescheitert - Woran lag es? | Start entry 30.07.2017 - 14:52 |
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flingern-zebra
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Deutschland ist bei der EM im Viertelfinale ausgeschieden. Unter Steffi Jones, die ihr erstes Turnier als Nationaltrainerin bestritt, gab es – ich muss es so ausdrücken – fußballerische Magerkost vom Titelverteidiger. In allen vier Spielen blieb die Mannschaft weit hinter ihren Erwartungen und Möglichkeiten zurück. Woran lag es? War der Kader falsch zusammengestellt? Haben die falschen Spielerinnen gespielt? Wurde zu viel rotiert? Oder ist der deutsche Frauenfußball im Moment einfach nicht besser? Letzten Endes muss man auf Grund der Leistungen, nicht allein wegen des Ausscheidens, auch Steffi Jones in Frage stellen. Schon bei ihrer Berufung gab es Kritik, weil ihr die Erfahrung als Trainerin fehlte. Fallen die spielerischen Defizite auch auf Frau Jones zurück, trägt sie die (Haupt-)Schuld am Scheitern? |
DFB-Team gescheitert - Woran lag es? | #-19 30.07.2017 - 16:08 | |
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Hoeningern
Entries: IP: logged |
Es sollte eine Rubrik geben: Alles zusammen. Denn ein Ausscheiden wie dieses als amtierender Olympiasieger, Europameister und zweitbeste europäische Mannschaft bei der letzten WM kann man nicht mit einem Grund allein erklären. 1. Der deutsche FF ist im Moment nicht besser. Diesem muss man teilweise schon zustimmen. Es fehlt dem deutschen FF an einem echten Konzept. Man hat bei keinem der Toptalente das Gefühl, dass es in den letzten Jahren wirklich eine Weiterentwicklung gab. Am ehesten mag dies noch bei Dallmann der Fall sein, auch Magull kommt sportlich auf Vereinsniveau gut zurecht, aber ist keine echte Leaderin. Das ist schon seit Neid so, und ist unter Jones kaum in der N11 besser geworden. Dazu kommt, dass bereits in den U-Mannschaften das Niveau immer schlechter wird. Und das, obwohl der FF gerade nach 2011 immer mehr Zulauf bekommen hat und genug Talente da sein müssten. Hier sollte man sich mal Gedanken machen, ob nicht das ganze System einmal überdacht werden sollte, gerade auch, was die Nachwuchsförderung bei den Bundesligisten betrifft. Letztlich müssen wir auch sehen, dass seit der Einführung der B-Juniorinnen-Bundesliga der Nachwuchs nicht besser, sondern kontinuierlich schlechter geworden ist. 2. Der Kader wurde falsch zusammengestellt. Hier hatte Steffi Jones ja eigentlich gute Ansätze gehabt, indem unter ihr extrem viele neue Spielerinnen in die N11 berufen wurden und sich zeigen konnten. Letztlich hat sie aber dann am Ende wieder auf die falschen Spielerinnen zurückgegriffen: Anja Mittag, Josephine Henning, Isabel Kershowski, Lena Goeßling, auch Sara Däbritz, Leonie Maier oder Anna Blässe - sie alle waren schon vor dem Turnier umstritten, doch sie alle wurden nominiert und fünf dieser Spielerinnen standen heute auch noch auf dem Platz. Alle noch aus der Neid-Zeit, also hat Jones letztlich wieder vor dem alten Erbe gekuscht. Und Spielerinnen wie Anja Mittag oder Josephine Henning haben sich am Ende auch als eben der Fehlgriff erwiesen, als der sie vor der EM kritisiert wurden. Stattdessen wurden Spielerinnen wie Elsig, Bremer, Schüller, auch Schiewe oder Schöne vom SC Freiburg, die eine hervorragende Saison gespielt haben, zuhause gelassen, und viel mehr Alternativen ergeben hätten. Alles kann man letztlich Steffi Jones auch nicht anlasten, denn es war durchaus mal wieder so, dass Spielerinnen wie Leupolz, Laudehr oder Popp ausfielen. Ob die allerdings geholfen hätten, ist fraglich. 3. Von denen, die aufgestellt wurden, haben dann auch noch die falschen gespielt, nicht nur die falschen, sondern auch noch auf völlig falschen Positionen: Eine noch nicht wieder fitte Lena Goeßling, der man heute die Schnelligkeitsdefizite bei den Kontern der Däninnen deutlich anmerkte, in der Abwehr, wo die Abstimmungen mit Peter völlig fehlgeschlagen sind. Eine Anja Mittag im Sturm, die in den letzten 13 Turnierspielen immer auf dem Platz stand und in diesen 13 Spielen kein einziges Tor zustande gebracht hat (das letzte gegen Schweden 2015), die zudem sowohl bei Wolfsburg als auch bei Rosengard eine ganz ganz schwache Saison gespielt hat. Eine Linda Dallmann im Sturmzentrum, wo sie einfach nichts verloren hat, gegen Däninnen, die gefühlt doppelt so groß sind. Eine Kristin Demann, der man die Überforderung auf der "6" deutlichst angemerkt hat. Eine Isabel Kershowski als auch eine Anna Blässe auf den Außenbahnen, defensiv beide mit großen, großen Defiziten, offensiv zu ausrechenbar und langsam. 4. Die Rotation hat natürlich ihr übriges getan: Vorrundenspiele sind keine Testspiele! Rotation war ja sowieso schon die große Leidenschaft von Steffi Jones, hat aber am Ende dazu geführt, dass irgendwie kaum eine noch mit Selbstbewusstsein in das Spiel gegangen ist, weil die Abstimmung überhaupt nicht klar war. Das hat in der IV begonnen und zog sich bis zum Sturm. Das schlimmste aber ist, dass auch noch die Spielerinnen, die eigentlich das Manko darstellten, dann auch noch von der Rotation verschont blieben. Marozsan, Demann, Däbritz und Mittag standen jedes Spiel von Anfang an auf dem Platz - Demann überfordert, Däbritz und Mittag beide völlig außer Form und ohne Anbindung an das Spiel. Manche Rotationen waren auch schlicht und ergreifend nicht zu verstehen: Dallmann raus, nachdem sie im Spiel gegen Italien zur Spielerin des Spiels gewählt wurde, Islacker raus, obwohl sie noch die bessere der beiden Stürmerinnen war. Hinten war die Rotation zu Goeßling ne Schnapsidee, wo man sich dann auch fragen muss, was sich die Bundestrainerin dabei denkt, dass sie die nominelle "6" in die IV stellt, die nominelle IV (mit Demann) auf die "6". Auch, dass in vier Spielen dann vier verschiedene Abwehrreihen gespielt haben, war der Ordnung hinten nicht gerade zuträglich. 5. Doch es gibt noch viel mehr Fehlerquellen: Jones hat sich von vornherein auf ein taktisches System festgelegt, auf die Raute, und zwar unabhängig davon, ob den Spielerinnen dieses System zugute kommt oder nicht. Das machte sich auch in der Nominierung bemerkbar. Für eine Pauline Bremer beispielsweise war dann am Ende kein Platz mehr in diesem System. Spielerinnen wie Simon und Maier kamen kaum zur Geltung, weil sie in ihren Vereinen meist im System mit 5 Abwehrspielerinnen zum Einsatz kommen und eher als Mittelfeldspielerinnen agieren. Aber nicht nur, dass sie sich Spielerinnen beraubt hat, sie war auch sehr einfach auszurechnen. Zudem hatte sie auch keine echte "6" dabei bzw. eingesetzt, was allerdings bei einem System mit nur einer Sechs unerlässlich ist. Da musst du das Zentrum einfach stärker kontrollieren. Wie wenig taktisches Verständnis Jones hat, zeigt auch der taktischer Fauxpas heute: Zunächst hört es sich natürlich klug an, einer Pernille Harder 5 defensive Akteure gegenüber zu stellen, die sie kennen. Nur, dass das Spiel auch nach hinten losgehen kann, denn Pernille Harder kennt natürlich auch diese 5 Spielerinnen. Damit aber präsentierte sich die deutsche Defensive für Pernille Harder wie ein offenes Buch, dass sie nur zu lesen brauchte: Sie wusste aus jedem Training genau Bescheid über die Stärken und Schwächen jeder der Akteure. Und konnte diese Informationen an die Mitspielerinnen weitergeben. Und so hat sich das dann auch dargestellt: Die fehlende Abstimmung zwischen Goeßling und Peter, die eher selten in dieser Kombination spielten, wurde durch Pässe in die Schnittstelle ausgenutzt, genauso wie die fehlende Schnelligkeit von Goeßling. Die mangelnde Rückwärtsarbeit von Kershowski ist bekannt und dementsprechend wurden die Angriffe immer wieder über die verwaiste dänische rechte Seite gefahren. Anna Blässes Vorstöße wurden immer und immer wieder ausgebremst. Hier hat sich Jones komplett in die Karten gucken lassen. Das mag kein Problem sein, wenn diese Aufstellung ne Stunde vor dem Anpfiff bekannt gegeben wird, doch in so einem Fall, in dem das Spiel dann nochmal um 15 Stunden verschoben wird, wird es zu einem Problem, weil der ganze Effekt verpufft ist und am Ende nur der Gegner profitiert. 6. Eines der Hauptprobleme, und dafür trägt Steffi Jones die Verantwortung, ist diese eklige Arroganz, die das deutsche Team von jeher ausgezeichnet hat. Diese konnte man gerade nach dem letzten Vorrundenspiel wahrnehmen, wo eigentlich alle kritischen Fragen einfach abgetan wurden, nach dem Motto: "Wir werden ja sowieso schon irgendwie Europameister." Damit ist sie eben auf die Schnauze gefallen. Als Bundestrainerin in Deutschland sollte es natürlich ihr Ziel sein, Europameister zu werden, aber nur, weil sie von den Vereinen mit die weltbesten Spielerinnen geliefert bekommst, und nicht wegen ihrer Qualität. Steffi Jones hat absolut keine Erfahrung als Trainerin, hat sich in den Interviews aber immer so gegeben, als ob sie die Unantastbare ist, eine Attitüde, die schon an Neid unangenehm aufgefallen ist. Wer als Bundestrainerin nach dem 3. Spiel in der Vorrunde flapsig in die Kamera bemerkt, dass sie jetzt erstmal nen Schnaps trinkt, der hat den Ernst der Lage nicht begriffen, zumal nach so einem Grottenkick in der Vorrunde. Das kann man nach dem Gewinn des EM-Titels sagen, aber nicht in so einer Situation. Insgesamt sind es vor allen Dingen zwei Fehler, die Steffi Jones gemacht hat: Erstens ihre eigenen und zweitens, dass sie die Fehler ihrer Vorgängerin einfach so weitergeführt hat. Damit trägt sie für mich absolut die Hauptschuld an diesem Scheitern, noch dazu in dieser Art, und es kann aus diesem Scheitern eigentlich nur eine Konsequenz geben: Ein Neuanfang mit einem echten Trainer! |
DFB-Team gescheitert - Woran lag es? | #-18 30.07.2017 - 16:19 | |
Hoeningern
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Man sollte auch noch dazu festhalten, dass bei den Männern der Trainer nach fast jedem Mal, wo Deutschland nicht unter die Top 4 kam, gehen musste, oder selbst den Hut genommen hat: Herberger nach dem Viertelfinal-Aus 1962, Schön nach der Schmach von Cordoba bei der WM 1978, Jupp Derwall nach dem EM-Aus in der Vorrunde 1984, Erich Ribbeck nach dem EM-Vorrunden-Aus 2000 und Rudi Völler nach dem EM-Vorrunden-Aus 2004. Einzig Berti Vogts blieb nach dem Achtelfinal-Aus bei der WM 1994 verschont, ging dann aber 1998 nach dem Viertelfinal-Aus bei der WM in Frankreich. Sowohl mal zu den unsäglichen Vergleichen mit den Männern, die ja 2011 bei der WM angefangen haben. Würde man die durchhalten, dann sollte Jones die Konsequenzen jetzt auch ziehen. |
DFB-Team gescheitert - Woran lag es? | #-17 30.07.2017 - 21:10 | |
martin_112
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Moin, als Duisburg - Fan bei den Männern ist man ja schon Leidgeprüft. Der Frauen - Fußball hat mich in den letzten Wochen gepackt und somit habe ich mir die Spiele der Deutschen Nationalmannschaft sowie das ein oder andere Spiel angesehen. Ich habe den Eindruck gewonnen, dass das Team auf dem Platz eigentlich in keinem Spiel wirklich zu sich gefunden hat. Es wirkte so, dass der Zufall oft die treibende Kraft war. Dazu teilweise katastrophale Leistungen die nicht selten mit einer absolut verstörenden Körpersprache einher gingen. Ich bin fest davon überzeugt, dass der DFB den Fehler Jones korrigieren wird. Die Niederlage war verdient, denke aber mit etwas mehr Selbstvertrauen und ein wenig System hätte man das heutige Spiel durchaus gewinnen können. Gruß |
DFB-Team gescheitert - Woran lag es? | #-16 31.07.2017 - 18:24 | |
Hoeningern
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Ein weiterer Grund für das Scheitern des DFB-Teams ist der, den man bei vielen, ja fast allen europäischen Top-Teams sehen konnte (Schweden, Norwegen, Frankreich, Spanien, Schweiz): Es wurde offensiv eine Entwicklung verschlafen, die in Teams wie England, Holland oder auch den Däninnen mustergültig gesehen werden kann, und zwar der schnelle Umschaltfußball. Jones setzt (und wird es auch weiter tun) auf Ballbesitzfußball, auf Pep Guardiolas Tiki-Taka-Stil. Zielloses Ballgeschiebe im Mittelfeld ohne Zug zum Tor, der zwar dominant und scheinbar spielkontrollierend ist, aber das Spiel effektiv verlangsamt. Das konnte man gestern wieder schön sehen. Man ist zu ballverliebt, als ihn mal in Richtung Tor zu schicken, und man hat weder das technische Vermögen noch die taktische Idee, wie man schnell durch die Abwehrreihen kommt. Hier sind England, Holland und Dänemark, wie gestern gesehen, deutlich voraus. Dort gilt die Devise: Jeder Pass mehr kann ein Fehlpass mehr sein. Daher: Mit so wenig Pässen wie möglich zum Torabschluss. Das, was wir in Deutschland als die 10-Sekunden-Regel kennengelernt haben, die Hannover oder Gladbach vor Jahren mal praktizierten: In 10 Sekunden vom Ballgewinn zu einem platzierten Torabschluss. Hier müssen wir feststellen, dass es eine Wachablösung im europäischen Frauenfußball gegeben hat - endgültig. Übrigens gar nicht so sehr wegen der Spielerinnen, sondern eben wegen der Trainer. Seit Sampson in England ist, haben sich die konsequent weiterentwickelt, während es in Deutschland stagniert hat. In Holland wurde in den letzten Jahren ebenfalls konsequent gut gearbeitet. In Dänemark und Österreich ebenfalls. Wir werden sicherlich auf dem Weg zur WM 2019 noch so einige Überraschungen erleben. |
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