09.05.2022 - 15:03 | News | Kaynak: Soccerdonna | von: Benedikt Duda
Basels „Blitz“ Pilgrim: „Die Bundesliga ist ein sinnvoller nächster Schritt“

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©Keystone

Alayah Pilgrim gilt zu den größten Talenten im Schweizer Fußball. Mit 19 Jahren bestreitet die Offensivspielerin bereits ihre vierte Saison in den höchsten Spielklassen, der nächste Karriereschritt steht bevor. Im Interview mit Soccerdonna spricht Pilgrim u.a. über ihren raschen Aufstieg, die Titelchancen mit dem FC Basel 1893 sowie ihr gemeinsames Training mit Freund und U21-Spieler Elijah Okafor. Sie bestätigt zudem den Kontakt zu A-Nationaltrainer Nils Nielsen und erklärt, warum es sie in die Bundesliga ziehen könnte.


Soccerdonna: Mit 15 waren Sie schon Stammspielerin in der Schweizer 2. Liga, eine beachtliche Leistung aufgrund des jungen Alters. Wie haben Sie die ersten Schritte im Frauenfußball erlebt und wo waren Defizite zu einer „erwachsenen Spielerin“ erkennbar?


Alayah Pilgrim: Ich musste mich ein wenig dran gewöhnen. Zuvor habe ich noch mit den Jungs zusammengespielt, die waren in ihrer Entwicklung schon einen Schritt weiter, physisch stärker und technisch ebenfalls auf einem höheren Niveau. Später habe ich bei den Mädchen der U17 vom FC Aarau schnell gemerkt, dass ich einen Weg finden muss, um noch mehr gefordert zu werden. Ich habe einfach mehr Konkurrenzkampf gebraucht, daher dann der direkte Schritt zu der Frauenmannschaft des FC Aarau. Defizite hatte ich zu dem Zeitpunkt auf jeden Fall im mentalen Bereich. Ich war noch etwas unreif und noch nicht auf dem Stand einer erwachsenen Spielerin, was für mein Alter aber völlig normal war.


Soccerdonna: Warum haben Sie sich trotz attraktiver Angebote aus dem Ausland im Sommer 2020 für den Schritt zum FC Basel entschieden?


Pilgrim: Der FC Basel ist ein absoluter Top-Verein. Die Infrastruktur des Klubs, der hohe Professionalitätsgrad durch Athletikangebote, Physiotherapeuten und Mentaltrainer sowie der Stellenwert, den der Frauenfußball im Klub einnimmt, waren entscheidende Argumente für den Wechsel zum FC Basel. Für einen Wechsel ins Ausland habe ich mich sowohl körperlich als auch mental noch nicht weit genug entwickelt gefühlt, ich wollte im Alter von 17 Jahren einfach viel spielen. Außerdem hatte ich in Basel mit Riola Xhemaili eine Spielerin in der Mannschaft, die ich schon kannte – somit hatte ich sofort sozialen Anschluss.


Soccerdonna: Wie groß ist der Unterschied zwischen dem FC Aarau und FC Basel im Frauenfußball?


Pilgrim: Die Spielintensität, die Qualität und das infrastrukturelle Umfeld sind beim FC Basel noch mal auf einem deutlich höheren Level.


Soccerdonna: Sie sind eine der schnellsten Spielerin der Women’s Super League. Wurden Sie wirklich im Sprint noch nie geschlagen?


Pilgrim: Nein, tatsächlich kann ich mich nicht daran erinnern, im Sprintduell geschlagen worden zu sein – ich bin ein Blitz. (lacht) Ich muss ehrlich zugeben, dass unsere Torhüterinnen sehr nah dran sind, aber ich bin noch ein bisschen schneller.


Soccerdonna: Welche Folgen bringt diese Stärke für Ihr Spiel mit?


Pilgrim: Meine Schnelligkeit bringt mir schon einige Vorteile. Gerade mein Antritt auf den ersten Metern ermöglicht mir einen Vorsprung vor meinen Gegenspielerinnen, der zu einer höheren Torgefahr führt. Meine Gegenspielerin muss, um darauf zu reagieren, besonders aufmerksam in ihrem Stellungsspiel sein.


Soccerdonna: Was zeichnet Sie in Ihren Augen noch als Fußballerin besonders aus?


Pilgrim: Meine Technik, meine Spielintelligenz, meine Qualitäten im eins gegen eins und meine Torgefahr würde ich als Stärken von mir definieren. Ich arbeite aber ständig daran, mich zu entwickeln. Mein Ziel ist es, mich immer weiter zu verbessern. Grundsätzlich hat man erst ausgelernt, wenn man mit dem aktiven Sport aufhört.


Soccerdonna: Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem persönlichen Saisonverlauf und mit dem des FC Basel?


Pilgrim: Mental habe ich einen sehr großen Schritt gemacht. Meine Entwicklung geht stetig voran – leider war ich, besonders in der Hinrunde, immer wieder verletzt. Zum Rückrundenstart habe ich mich aber sowohl körperlich als auch mental unglaublich gut gefühlt. Vor kurzer Zeit traten wieder kleine muskuläre Probleme auf, aber ich bin zuversichtlich, diese schnell auszukurieren und schon bald wieder auf dem Platz zu stehen. Auch mit dem Team bin ich sehr zufrieden, unser Zusammenhalt ist enorm groß, ebenso wie mein Vertrauen zum Trainerteam. Tabellarisch könnten wir mit unserer Qualität noch weiter oben stehen, aber die Saison ist ja auch noch nicht vorbei – denn bald kommen die Playoffs!


Soccerdonna: Ihr Lebenspartner Elijah Okafor spielt ebenfalls beim FC Basel. Sie betreiben gemeinsam einen sehr unterhaltsamen Tiktok-Kanal. Trainieren Sie auch abseits der Kameras zusammen?


Pilgrim: Ja, wir trainieren auch neben der Kamera. Wenn das Wetter schön ist, spielen wir oft „Eins gegen eins“ oder „Two touch, one touch“. Auch an unseren Flanken und an unserem Torabschluss haben wir schon gemeinsam am Campus trainiert.


Soccerdonna: Wie reagiert Ihr Freund denn, wenn er mal von Ihnen getunnelt wird?


Pilgrim: Er streitet es immer ab und behauptet, er hätte es extra gemacht. Aber wir nehmen es immer mit Humor. Ich bin mir aber sicher, dass er es nicht extra gemacht hat. (lacht)


Soccerdonna: Haben Sie ein bestimmtes sportliches Idol?


Pilgrim: Mein sportliches Vorbild ist Megan Rapinoe. Sie war 2019 Weltfußballerin und setzt sich wahnsinnig für den Frauenfußball ein. Aber auch Alex Morgan finde ich inspirierend, gerade durch ihre Spielart und die Qualität, die sie mitbringt. Dazu ist sie bereits Mutter geworden. Ich finde es fantastisch, wie sie ihre Schwangerschaft und die Zeit nach dieser handelt und es weiterhin schafft, auf Top-Niveau zu performen – das inspiriert mich sehr. Ich bin selbst ein Familienmensch und hoffe, das ganze Thema in Zukunft ähnlich souverän handeln zu können, wie sie es gemacht hat. Aber ich habe auch ein männliches Vorbild, nämlich Kylian Mbappé. Seine Explosivität fasziniert mich total, es macht einfach Spaß, ihm zuzusehen.


Soccerdonna: Welche kurzfristigen Ziele haben Sie sich auf Vereinsebene und in der Juniorinnen-Nationalmannschaft gesteckt?


Pilgrim: Natürlich möchte ich den Meistertitel mit dem FC Basel gewinnen. Durch das Playoff-System der Liga ist noch alles offen, wir haben definitiv die Chance, um den Titel zu spielen. Es braucht einfach viel Arbeit, viel Ehrgeiz und wir müssen alle an einem Strang ziehen, dann haben wir auf jeden Fall eine realistische Chance, Erster zu werden. In der U19-Nationalmannschaft ist der Traum von der Endrunde leider vorbei, da wir in der Qualifikation gescheitert sind, was natürlich sehr schade ist. Aber ich bleibe weiter dran und habe mir schon fest vorgenommen, es in die A-Nationalmannschaft zu schaffen.


Soccerdonna: Wie sehen Sie Ihre Chancen auf eine baldige Nominierung von Nationaltrainer Nils Nielsen?


Pilgrim: Ich denke, die Chancen sind groß, in die A-Nationalmannschaft zu kommen. Es gab auch schon einen ersten Kontakt, nachdem mein Debüt erfolgen sollte, jedoch habe ich mich kurzfristig verletzt oder war noch nicht zu 100 Prozent fit. Gespräche mit Nils Nielsen gab es aber bereits. Ich schätze ihn sehr und finde, er hat eine gute Spielphilosophie. Meine Zeit in der Nationalmannschaft wird noch kommen, dafür arbeite ich hart und glaube fest daran!


Soccerdonna: Ist der Sommerurlaub schon gebucht oder geht der Blick doch Richtung Europameisterschaft?


Pilgrim: Ich denke, für die EM 2022 in England werde ich noch keine Rolle spielen, der Fokus liegt auf der WM 2023. Ich hoffe natürlich auf eine Nominierung für das Turnier 2023, sollte ich mich bis dahin gut ins Team integrieren. Deshalb ist der Urlaub für diesen Sommer schon gebucht.


Soccerdonna: Wie schätzen Sie die Schweizer EM-Gruppe ein?


Pilgrim: Es ist sicherlich keine einfache Gruppe, aber sie haben eine realistische Chance, in die nächste Runde einzuziehen. Die A-Nationalmannschaft hat viele Top-Spielerinnen sowie einen guten Mix aus jungen Talenten und erfahreneren Spielerinnen. Es wird sehr spannend, ich hoffe natürlich, dass sie weiterkommen werden.


Soccerdonna: Sie haben sich im vergangenen Oktober der Berateragentur von Ex-Nationalspieler Philipp Degen (SBE Management) angeschlossen. Nun ist zu lesen, dass Sie sich einen Wechsel ins Ausland vorstellen könnten. Welches Land würde Sie besonders reizen?


Pilgrim: Spanien reizt mich sehr, gerade nach dem Impact, den der FC Barcelona in der Champions League mit der Rekordkulisse gesetzt hat. Es ist toll, zu sehen, wie weit sich der Frauenfußball dort entwickelt hat. Aber auch die Kultur, das Land und die Sprache an sich sprechen mich sehr an. England ist ebenfalls eine super Adresse mit einem großen Stellenwert für den Frauenfußball. In beiden Fällen reizt mich auch einfach die persönliche Entwicklung, die ein Schritt ins Ausland mit sich bringt, speziell das Erlernen neuer Sprachen. Dazu bin ich sehr froh, bei SBE Management zu sein. Es ist eine große Hilfe für mich, dass ich mich voll auf den Fußball konzentrieren kann. Wir haben eine Top-Zusammenarbeit.


Soccerdonna: Interesse gibt es auch aus der Bundesliga. Ist Deutschland ein gutes Sprungbrett für den ganz großen Schritt?


Pilgrim: Die Bundesliga ist ein sehr gutes Sprungbrett, speziell für Spielerinnen aus der Schweiz. Die Qualität der Mannschaften, die Infrastruktur, die Professionalität und Intensität des Trainings sind noch mal auf einem höheren Level. Deshalb ist die Bundesliga für mich ein sinnvoller nächster Schritt.


Soccerdonna: Ihre gute Freundin Riola Xhemaili steht bereits beim SC Freiburg unter Vertrag. Würden Sie gerne wieder mit ihr in einer Mannschaft spielen?


Pilgrim: Ich war mit Rio in Basel und in der U-Nationalmannschaft bereits zusammen in einem Team und liebe es, mit ihr zusammenzuspielen. Sie hat ein sehr gutes Spielverständnis und wusste genau, wie sie mich mit tiefen Bällen füttern kann. Wir haben uns sowohl auf als auch neben dem Platz sehr gut verstanden und ich hoffe natürlich darauf, in der Zukunft wieder mit ihr zusammenspielen zu können.



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