10.07.2011 - 10:54 Uhr | News | Quelle: dpa
WM-Spielverderberin Maruyama: Tor im Mittagsschlaf

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©jfa.or.jp
Die Rolle als WM-Spielverderberin machte Karina Maruyama (Foto) sichtlich Spaß. An ihren Siegtreffer im Viertelfinale und an das Aus für das favorisierte DFB-Team hatten die deutschen Fußballfans nicht im Traum gedacht. Maruyama schon. «Im Mittagsschlaf habe ich geträumt, dass ich ein Tor schießen werde. Ist das nicht unglaublich», teilte die erst nach der Pause eingewechselte Matchwinnerin Nippons entzückten Journalisten mit. Die feierten den sensationellen 1:0-Sieg auf der Tribüne des Wolfsburger Stadions ebenso ausgelassen wie die Spielerinnen auf dem Rasen.

Nach dem erstmaligen Einzug Japans in ein WM-Halbfinale flossen nicht nur bei den unterlegenen Kim Kulig und Co. Tränen. «Ich habe vor Freude geweint», gestand Japans Kapitän Homare Sawa. Die 32-Jährige wurde bei ihrer fünften WM-Teilnahme als «Spielerin des Spiels» ausgezeichnet. Sie überzeugte als unermüdliche Ballverteilerin. Ihr Traumpass in der 108. Minute leitete das Siegtor ein. «Wir haben diese Kombination im Training geübt. Ich habe als eingewechselte Spielerin noch einmal richtig Gas gegeben», sagte Maruyama, die nach einem gewonnenen Laufduell Torhüterin Nadine Angerer aus spitzem Winkel überwand.

«Das Tor war auch ein Geburtstagsgeschenk für Kozue Ando», fügte die Torschützin hinzu. Die Duisburger Bundesligaspielerin Ando wurde an ihrem 29. Geburtstag prompt zur Dopingprobe ausgelost und erschien erst nach Mitternacht in den Stadion-Katakomben. Da war ihr Wiegenfest ebenso Geschichte wie der erste Sieg der «Nadeshiko» (Prachtnelke) gegen Deutschland im neunten Länderspiel. «Ich bin stolz auf meine Spielerinnen. Sie haben großartig gefightet», sagte Trainer Norio Sasaki, der sein Team psychologisch geschickt als Herausforderer auf das Duell gegen den Titelverteidiger eingestellt hatte.

Die Potsdamerin Yuki Nagasato, zweite Bundesligaspielerin in Japans WM-Team, führte nach dem Abpfiff einen kurzen Plausch mit Clubkollegin Babett Peter und mit Fatmire Bajramaj. Ihre kurze und knappe Spielanalyse klang wenig tröstlich. «Deutschland hat schlecht gespielt», sagte Nagasato und traf damit den Nagel auf den Kopf. Die Japanerinnen traten robust auf, kombinierten ballsicherer und glichen damit die vermeintlichen Längenvorteile des zweimaligen Weltmeisters aus. Als in der Verlängerung doch mal zwei hohe Bälle auf ihr Tor kamen, zeigte auch Schlussfrau Ayumi Kaihori ihre Klasse.

«Gefeiert wird bei uns erst nach dem Finale», kündigte die selbstbewusste Nagasato an. Trainer Sasaki gab seinen Spielerinnen am Sonntag bis auf ein lockeres Auslaufen trainingsfrei und bestellte den Bus zur Weiterfahrt nach Frankfurt/Main für 13 Uhr. In der Mainmetropole, in der eigentlich alle auf das Erscheinen der DFB-Auswahl eingestellt waren, wollen die Japanerinnen am Mittwoch ihre Erfolgsstory gegen Schweden oder Australien fortschreiben.

Einen neuen Anhänger hat Japan in Wolfsburg beim Verlierer-Team bereits gefunden. «Sie spielen sehr präzise Kurzpässe. Deshalb freue ich mich auf das Halbfinale», sagte DFB-Präsident Theo Zwanziger. Dass die Asiatinnen möglicherweise als WM-Stimmungstöter herhalten müssen, nahm Zwanziger ihnen nicht übel: «Dass die Menschen in Deutschland enttäuscht sind, ist völlig klar. Ich bin aber auch froh, dass die Weltspitze im Frauenfußball enger zusammengerückt ist.»

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