31.01.2012 - 17:04 Uhr | News | Quelle: Soccerdonna | von: Chefredakteur
«Sponsoren, Sponsoren, Sponsoren»

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Herber Rückschlag für den Frauenfußball in den USA: Die WPS steht, wie heute Morgen berichtet, vor dem Aus. In der Saison 2012 wird es keinen Spielbetrieb geben. Stefan Schmidt (Chefredakteur) hatte in der vergangenen Nacht die Gelegenheit, mit Thomas Hofstetter (Clubbesitzer Sky Blue FC) und Gerry Marrone (ehemaliger General Manager Sky Blue FC 2009) zu chatten. Hier die übersetzte Zusammenfassung:

Soccerdonna.de: Hallo Herr Marrone, hallo Herr Hofstetter. Herr Hofstetter, ganz direkt gefragt: Ist die WPS gescheitert? Oder geht es weiter?

Thomas Hofstetter: Das ist auf keinen Fall das Ende. Wir planen, 2013 den Spielbetrieb mit acht Teams aufzunehmen, zukünftig auch wieder mit Teams von der Westküste. In konkreten Gesprächen sind wir bereits mit acht Städten, die sehr interessiert und auch für die Liga interessant sind.

Soccerdonna.de: Können Sie auch schon verraten, welche das sein werden?

Thomas Hofstetter: Das wäre zu früh. Einen Namen kann ich aber nennen: San Diego soll dazukommen, dann eventuell noch vier Städte weiter nördlich.

Soccerdonna.de: Wäre das nicht schon für 2012 realisierbar gewesen?

Thomas Hoffstetter: Nein. Wir müssen noch viele Dinge ändern, vor allem in den Kostenstrukturen. Wir hatten auch einige Teams, die vom Ligastreit der vergangenen Saison abgeschreckt wurden. Man muss jetzt vernünftig für die Zukunft planen.

Soccerdonna.de: Zählen zu diesen Kostenstrukturen auch die Modalitäten für Spielerverträge und Transfers?

Thomas Hofstetter: Es ist noch nichts fix, doch wir befinden uns aktuell in Verhandlungen mit der Spielervereinigung deswegen. Es steht also definitiv auf unserer To-do-Liste.

Soccerdonna.de: Welche Kostenstrukturen werden denn durch eine Erweiterung der Liga verbessert, kommen da nicht zusätzlich Kosten auf?

Gerry Marrone: Nein. Das rechnet sich. In den USA muss jede Profiliga 350.000 Dollar an Steuern zahlen. Mehr Teams, mehr Schultern.

Thomas Hofstetter: Wir erhoffen uns davon ein Plus im Budget der einzelnen Teams von rund 150.000 Dollar.

Soccerdonna.de: Vor der Saison wurde mit MagicJack ein potenter Club vom Spielbetrieb ausgeschlossen - die richtige Entscheidung?

Thomas Hoffstetter: Wie ich schon sagte, der Streit hat andere Teams und auch Sponsoren verschreckt. Es ist bedauerlich, dass man so etwas nicht hat vorher kommen sehen.

Soccerdonna.de: Bevor wir nach vorn blicken: Wieso kam die Ankündigung, den Betrieb einzustellen, erst jetzt?

Thomas Hofstetter: Wir wollten die Nationalspielerinnen nicht in ihrer Konzentration stören. Die Olympia-Qualifikation war wichtig. Daher sollten auch die Trainer und anderen Spielerinnen vorher nichts erfahren, was über Twitter oder ähnliche Kanäle auf ein Mobiltelefon am Spielfeldrand geraten kann.

Soccerdonna.de: Was braucht es, um erfolgreich weitermachen zu können?

Thomas Hofstetter: Wir brauchen Sponsoren, Sponsoren, Sponsoren.

Gerry Marrone: Vor allem jene, die vor Verlusten nicht zurückschrecken.

Soccerdonna.de: Wie kommt es, dass die tieferen Ligen wachsen - teilweise auf 70 Teams pro Liga - und die WPS seit Jahren ums überleben kämpft? Liegt das nur an den Sponsoren?

Thomas Hofstetter: Nicht nur. In der WPSL kommt man mit einem Budget von 20.000 Dollar zurecht.

Gerry Marrone: In der USL W-League sind es 40.000 Dollar, doch das sind noch immer keine 1,5 Millionen, die man in der WPS braucht.

Thomas Hofstetter: Im Startjahr benötigt man sogar drei Millionen. Die Gehaltsstrukturen sind auch anders. Das sind einfach völlig andere Dimensionen.

Soccerdonna.de: Wenn man in diesen Ligen weniger Geld benötigt, wäre es nicht denkbar, die Teams eine Saison dort spielen zu lassen, um die Finanzen wieder zu sanieren?

Thomas Hofstetter: Die Clubs überlegen tatsächlich, wie man 2012 weiterspielen kann. Man kann dadurch allerdings nichts sanieren.

Gerry Marrone: Die W-League-Teams machen keinen Gewinn.

Thomas Hofstetter: Genau. Sie machen Verlust. Nur eben weniger.

Soccerdonna.de: Also ist es durchaus eine Option? Oder werden die Spielerinnen jetzt alle freigestellt?

Thomas Hofstetter: Wir sind gerade dabei, das zu besprechen und erwarten uns bis zum Ende der Woche eine Antwort. WNY will wohl definitiv spielen, Wir werden uns genau überlegen, was wir tun können.

Soccerdonna.de: Herr Hofstetter, Sie kommen aus Deutschland. Befürchten Sie nicht, dass die Spielerinnen nach Europa gehen und dann nicht mehr zurückkommen?

Thomas Hofstetter: Da sehe ich überhaupt kein Problem. Es gibt Limitierungen in Europa, und man zahlt dort schlechter. Es werden vielleicht einige gehen und dort länger bleiben, aber auf keinen Fall die Mehrzahl.

Soccerdonna.de: Trotzdem gibt es dort mehr Sicherheit und Stabilität vor allem im Ligensystem.

Thomas Hofstetter: Das System dort ist ein völlig anderes, das stimmt. Doch mehr Stabilität wollen wir den Spielerinnen 2013 ja auch bieten können.

Soccerdonna.de: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, ein paar Fragen zu klären. Ich hoffe, dass die weiteren Gespräche positiv ausfallen und wir 2013 wieder eine spielstarke WPS erleben dürfen.

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