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09.01.2024 - 14:52 Uhr | News | Quelle: dpa sd
Schiedsrichterinnen: Keine zweite Steinhaus und kein VAR in Sicht
Zu wenig Schiedsrichterinnen, auch im Spitzenfußball: Das Kastensystem mit Trennung von männlichen und weiblichen Referees sorgt für Kritik.
Der Fußball bei den Frauen boomt - die Schiedsrichterinnen können dem Tempo inzwischen kaum mehr folgen. In der Bundesliga setzt es zuletzt immer wieder Kritik an den Leistungen der Spitzenreferees. Die Einführung des Videobeweises könnte helfen - ist aber ebenso wenig in Aussicht wie eine neue Bibiana Steinhaus. Mit der Problematik beschäftigen sich inzwischen selbst Verantwortliche beim FC Bayern München und VfL Wolfsburg sowie Interimsbundestrainer Horst Hrubesch.
Dass in der Bundesliga der Frauen keine Männer als Unparteiische eingesetzt werden, stößt unter anderem beim deutschen Meister auf Unverständnis. «Wenn wir es zum aktuellen Zeitpunkt nicht schaffen, ausreichend Qualität und Quantität an Schiedsrichterinnen auf den Platz zu bringen - warum sind wir nicht in der Lage, in der Frauen-Bundesliga die Tore für männliche Schiedsrichter zu öffnen?», sagte Bianca Rech, Frauenfußball-Chefin beim FC Bayern, im «Kicker». «Wir würden uns wünschen, dass der DFB dieses Thema stärker priorisiert.»
Wolfsburgs Sportdirektor Ralf Kellermann und Hrubesch stimmten in dem Dreier-Interview zu. «Wir sind die einzige Top-Nation in Europa, die es sich leistet, die Schiedsrichterinnen-Teams nicht mit Männern aufzufüllen. Es geht ja nicht darum, dass beim Top-Spiel der Frauen-Bundesliga ein Mann pfeift», sagte Kellermann. Hrubesch forderte: «Da muss Qualität entscheiden. Ob ich einen Mann oder eine Frau hinstelle, ist egal. Das ist das Gleiche wie bei Trainer- oder Managerposten.»
Bibiana Steinhaus sorgte 2017 für großes Aufsehen, als sie als erste Frau ein Spiel in der Männer-Bundesliga leitete. Inzwischen arbeitet die 44-Jährige aus Hannover für die englische Schiedsrichtervereinigung. In Deutschland ist eine Nachfolgerin, der eine ähnliche Karriere zugetraut wird, nicht in Sicht.
Als ranghöchste Referees im Männerfußball gehören Riem Hussein (Foto), Fabienne Michel und Franziska Wildfeuer zu den insgesamt 25 Unparteiischen der 3. Liga. Die 40 Schiedsrichter für die 1. und 2. Liga - alles Männer. Ebenso die 53 Assistenten der beiden oberen Spielklassen. In der Frauen-Bundesliga pfeifen wiederum nur Frauen (19).
Dieses Kastensystem aufzulösen, bezeichnet Christine Beitinger, Sportliche Leiterin der Schiedsrichterinnen beim Deutschen Fußball-Bund, als «komplexeres Thema. Voraussetzung muss sein, dass männliche Schiedsrichter Teil der Frauen-Bundesliga sind. Dann sind wir grundsätzlich offen dafür. Schiedsrichter sollten also dem Kader der Frauen-Bundesliga angehören.»
Beitinger räumte für die Frauen-Bundesliga ein: «Es hat zweifelsohne einige Fehlentscheidungen in dieser Saison gegeben, die uns natürlich nicht freuen.» Von einem Qualitätsproblem will die frühere FIFA-Unparteiische aber nichts wissen und verweist auf eine Misere im Spitzenbereich: Man dürfe nicht vergessen, «dass unsere Schiedsrichterinnen fast alle noch voll im Berufsleben stehen und teilweise Kinder zu Hause haben. Das verlangt ziemlich viel. Wir wollen die Gegebenheiten verbessern, damit sie mehr Freiräume haben.» Ziel sei es, diese Möglichkeiten und das Budget beim DFB dafür zu schaffen.
Riem Hussein arbeitet als Apothekerin und gilt als die derzeit bekannteste deutsche Schiedsrichterin - ist aber bereits 43. Die einstige Steinhaus-Assistentin Katrin Rafalski (41) vom TSV Besse stand bei der Frauen-WM 2023 in Australien und Neuseeland an der Seitenlinie. Wo der Nachwuchs bleibt? Der DFB verwies kürzlich darauf, dass erstmals seit rund 20 Jahren wieder mehr Menschen als Schiris angefangen als damit aufgehört haben.
Das vom Verband ausgerufene «Jahr der Schiris» zeige Wirkung, auch im weiblichen Bereich: In der Saison 2021/22 gab es nach DFB-Angaben 2138 aktive Schiedsrichterinnen, 2022/23 mit 2332 insgesamt neun Prozent mehr. Wie groß der Nachholbedarf ist, das zeigt das vom DFB ausgerufene ambitionierte Ziel im Rahmen seiner «Strategie Frauen im Fußball FF27»: Die Zahl der Schiedsrichterinnen soll bis 2027 um gleich 50 Prozent gesteigert werden.
Den Spitzenschiedsrichterinnen in der Frauen-Bundesliga helfen könnte die Einführung des Videobeweises - doch auch das sieht Beitinger als komplexen Sachverhalt. «Es geht ja auch um die Voraussetzungen in den Stadien und die Kosten. Wir haben schon Schiedsrichterinnen als VAR ausgebildet, die bei den Männern im Einsatz sind. Aber wir bräuchten noch viel mehr, wenn wir das in der Bundesliga umsetzen wollen», erklärte sie. Bis wann das so ist, sei «schwierig abzuschätzen», so Beitinger. Auch für Wolfsburgs Kellermann ist der Videobeweis «aktuell eher unrealistisch».
Der Fußball bei den Frauen boomt - die Schiedsrichterinnen können dem Tempo inzwischen kaum mehr folgen. In der Bundesliga setzt es zuletzt immer wieder Kritik an den Leistungen der Spitzenreferees. Die Einführung des Videobeweises könnte helfen - ist aber ebenso wenig in Aussicht wie eine neue Bibiana Steinhaus. Mit der Problematik beschäftigen sich inzwischen selbst Verantwortliche beim FC Bayern München und VfL Wolfsburg sowie Interimsbundestrainer Horst Hrubesch.
Dass in der Bundesliga der Frauen keine Männer als Unparteiische eingesetzt werden, stößt unter anderem beim deutschen Meister auf Unverständnis. «Wenn wir es zum aktuellen Zeitpunkt nicht schaffen, ausreichend Qualität und Quantität an Schiedsrichterinnen auf den Platz zu bringen - warum sind wir nicht in der Lage, in der Frauen-Bundesliga die Tore für männliche Schiedsrichter zu öffnen?», sagte Bianca Rech, Frauenfußball-Chefin beim FC Bayern, im «Kicker». «Wir würden uns wünschen, dass der DFB dieses Thema stärker priorisiert.»
Wolfsburgs Sportdirektor Ralf Kellermann und Hrubesch stimmten in dem Dreier-Interview zu. «Wir sind die einzige Top-Nation in Europa, die es sich leistet, die Schiedsrichterinnen-Teams nicht mit Männern aufzufüllen. Es geht ja nicht darum, dass beim Top-Spiel der Frauen-Bundesliga ein Mann pfeift», sagte Kellermann. Hrubesch forderte: «Da muss Qualität entscheiden. Ob ich einen Mann oder eine Frau hinstelle, ist egal. Das ist das Gleiche wie bei Trainer- oder Managerposten.»
Bibiana Steinhaus sorgte 2017 für großes Aufsehen, als sie als erste Frau ein Spiel in der Männer-Bundesliga leitete. Inzwischen arbeitet die 44-Jährige aus Hannover für die englische Schiedsrichtervereinigung. In Deutschland ist eine Nachfolgerin, der eine ähnliche Karriere zugetraut wird, nicht in Sicht.
Als ranghöchste Referees im Männerfußball gehören Riem Hussein (Foto), Fabienne Michel und Franziska Wildfeuer zu den insgesamt 25 Unparteiischen der 3. Liga. Die 40 Schiedsrichter für die 1. und 2. Liga - alles Männer. Ebenso die 53 Assistenten der beiden oberen Spielklassen. In der Frauen-Bundesliga pfeifen wiederum nur Frauen (19).
Dieses Kastensystem aufzulösen, bezeichnet Christine Beitinger, Sportliche Leiterin der Schiedsrichterinnen beim Deutschen Fußball-Bund, als «komplexeres Thema. Voraussetzung muss sein, dass männliche Schiedsrichter Teil der Frauen-Bundesliga sind. Dann sind wir grundsätzlich offen dafür. Schiedsrichter sollten also dem Kader der Frauen-Bundesliga angehören.»
Beitinger räumte für die Frauen-Bundesliga ein: «Es hat zweifelsohne einige Fehlentscheidungen in dieser Saison gegeben, die uns natürlich nicht freuen.» Von einem Qualitätsproblem will die frühere FIFA-Unparteiische aber nichts wissen und verweist auf eine Misere im Spitzenbereich: Man dürfe nicht vergessen, «dass unsere Schiedsrichterinnen fast alle noch voll im Berufsleben stehen und teilweise Kinder zu Hause haben. Das verlangt ziemlich viel. Wir wollen die Gegebenheiten verbessern, damit sie mehr Freiräume haben.» Ziel sei es, diese Möglichkeiten und das Budget beim DFB dafür zu schaffen.
Riem Hussein arbeitet als Apothekerin und gilt als die derzeit bekannteste deutsche Schiedsrichterin - ist aber bereits 43. Die einstige Steinhaus-Assistentin Katrin Rafalski (41) vom TSV Besse stand bei der Frauen-WM 2023 in Australien und Neuseeland an der Seitenlinie. Wo der Nachwuchs bleibt? Der DFB verwies kürzlich darauf, dass erstmals seit rund 20 Jahren wieder mehr Menschen als Schiris angefangen als damit aufgehört haben.
Das vom Verband ausgerufene «Jahr der Schiris» zeige Wirkung, auch im weiblichen Bereich: In der Saison 2021/22 gab es nach DFB-Angaben 2138 aktive Schiedsrichterinnen, 2022/23 mit 2332 insgesamt neun Prozent mehr. Wie groß der Nachholbedarf ist, das zeigt das vom DFB ausgerufene ambitionierte Ziel im Rahmen seiner «Strategie Frauen im Fußball FF27»: Die Zahl der Schiedsrichterinnen soll bis 2027 um gleich 50 Prozent gesteigert werden.
Den Spitzenschiedsrichterinnen in der Frauen-Bundesliga helfen könnte die Einführung des Videobeweises - doch auch das sieht Beitinger als komplexen Sachverhalt. «Es geht ja auch um die Voraussetzungen in den Stadien und die Kosten. Wir haben schon Schiedsrichterinnen als VAR ausgebildet, die bei den Männern im Einsatz sind. Aber wir bräuchten noch viel mehr, wenn wir das in der Bundesliga umsetzen wollen», erklärte sie. Bis wann das so ist, sei «schwierig abzuschätzen», so Beitinger. Auch für Wolfsburgs Kellermann ist der Videobeweis «aktuell eher unrealistisch».
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