16.11.2021 - 10:22 Uhr | News | Quelle: Soccerdonna | von: Kay-Ole Schönemann
Riola Xhemaili: Talent, Leidenschaft und Arbeit sind der Schlüssel zum Erfolg

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©FC Basel

Riola Xhemaili stammt aus einer Fußballbegeisterten Familie. Zusammen mit ihrem Zwillingsbruder startete ihre Karriere beim FC Solothurn, von wo es weiter zum FC Basel ging. Jetzt spielt Riola in Freiburg in der Bundesliga und ist A-Nationalspielerin mit gerade einmal 18 Jahren. Im Soccerdonna-Interview spricht das Schweizer-Toptalent über ihre Zeit in der Corona-Pandemie, der Weg zur Nationalspielerin und ihre Zeit beim FC Basel bis hin zum SC Freiburg.


Socerdonna: Frau Xhemaili, wenn man sich so ihre Karriere anschaut, dann fällt einem auf, dass sie in so jungen Jahren schon einiges erlebt haben. Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigem Verlauf Ihrer Karriere?


Riola Xhemaili: Ich habe schon mit 15, also schon ziemlich früh, in der ersten Schweizer Liga gespielt und spielte dann 3 Jahre bei den Baseler Frauen in der AWSL. Auf diesem Weg konnte ich schon viele Erfahrungen sammeln. Ich bin zufrieden, aber ich habe auch noch einen langen Weg vor mir.


Socerdonna: Bei ihrem Debüt mit 15 Jahren spielten Sie über die volle Distanz und erzielten sogar direkt ein Tor. Wie haben Sie dieses Spiel erlebt?


Riola Xhemaili: Es war überwältigend. Ich war sehr aufgeregt. Vor dem Spiel schossen mir eine Menge Gedanken durch den Kopf. Aber ich war durch das Vertrauen in der Startelf zu stehen hochmotiviert mich dieser Aufgabe zu stellen! Die 90 Minuten waren überwältigend, einer der schönsten Momente meines Lebens.


Socerdonna: In der darauffolgenden Saison gehörten Sie bereits zu den etablierteren Spielerinnen des FC Basels. In 14 Ligaeinsätzen kamen Sie auf 4 Saisontore. Wie zufrieden waren Sie bis hierhin?


Riola Xhemaili: Ich war zwar zufrieden, aber hätte gerne noch das ein oder andere Tor mehr erzielt. Ich war die Jüngste Spielerin der Mannschaft und wollte mir selber eigentlich nicht so viel Druck machen - die ein oder andere Torbeteiligung mehr hätte es trotzdem sein können.


Socerdonna: Durch die Corona - Pandemie wurde die Saison erst unterbrochen und letztendlich abgebrochen. Wie haben Sie vom Abbruch erfahren und was waren Ihre Gedanken dazu?


Riola Xhemaili: Zu Beginn der Pandemie war es für alle kaum absehbar was passieren wird und wie intensiv es sich auf alle Lebensbereiche, Beruf und auch auf den Fußball auswirken wird. Wir haben die Veränderung natürlich sehr schnell durch die Art und Weise unseres Trainings gespürt - es fiel teilweise aus, teilweise fand es nur in Gruppen statt. Eigentlich wusste niemand so Wirklich wie es weitergeht und wann und ob die Pandemie ein Ende hat. Der Fußball hat mir zu dieser Zeit sehr gefehlt und ich habe nochmals mehr gemerkt, wie wichtig mir dieser Sport ist. Zuhause habe ich im Rahmen meiner Möglichkeiten versucht mich fit zu halten und weitergearbeitet, aber das ist natürlich nicht zu vergleichen mit dem Vereinstraining.


Socerdonna: Im August 2020 startete die neue Saison - welche Hürden mussten Sie bewältigen, damit der Spielbetrieb aufrechterhalten werden konnte? Mussten Sie mit vielen Einschränkungen leben?


Riola Xhemaili: Wir mussten uns oft testen lassen, was bis heute auch noch so ist. Auch die Kabine durften wir teilweise nicht betreten, sowie duschen nur zuhause - alles wurde regelmäßig desinfiziert. Auch die Kontaktbeschränkungen wurden teilweise während der Einheit durchgesetzt, dann gab es Kontaktloses Training. Mittlerweile ist es zwar schon viel besser geworden, aber noch nicht vergleichbar mit der Trainingssituation von vor der Pandemie.


Socerdonna: In 28 Spielen 13 Tore und 6 Vorlagen. Die Saison 20/21 war die erfolgreichste Saison im Schweizer Oberhaus. Es folgte der Wechsel nach Freiburg zum Sportclub. Warum Freiburg und wie konnte der SC Sie überzeugen Ihren nächsten Karriereschritt im Breisgau vorzunehmen?


Riola Xhemaili: Ich war sehr zufrieden mit der Saison 20/21. Ich habe mich weiterentwickelt, sowohl fußballerisch, speziell im Offensivspiel, was durch die Anzahl meiner Tore und Assists auch nochmal unterstrichen wurde, als auch privat durch meine abgeschlossene Ausbildung. Das erschien mir als der perfekte Zeitpunkt um den nächsten Schritt ins Ausland zu wagen. Ich war für viele Möglichkeiten offen - Freiburg hat mir aber von Anfang an ein gutes Gefühl gegeben. Ich fühlte mich hier auf Anhieb wie zu Hause - die Nähe zur Schweiz und zu meiner Familie, die Sprache und die Art und Weise wie der SC Freiburg mir von Anfang an Vertrauen entgegengebracht hat, waren die wesentlichen Gründe für meinen Wechsel.


Socerdonna: Wie zufrieden sind Sie mit dem bisherigem Saisonverlauf?


Riola Xhemaili: Teilweise zufrieden trifft es glaube ich ganz gut. Wir wissen was wir können und sind in der Bundesliga bekannt für unsere Stärken. Trotzdem müssen wir effektiver mit unseren Chancen umgehen und einfach mehr Punkte aus unseren guten Leistungen mitnehmen. Wir sind eine junge Mannschaft und müssen lernen reifer mit gewissen Situationen umzugehen. Mit mir persönlich bin ich auch relativ zufrieden - ich komme auf meine Einsatzzeiten, die ich brauche um mich weiterzuentwickeln - trotzdem möchte ich mit der Mannschaft zusammen den nächsten Schritt machen und noch mehr Punkte holen.


Socerdonna: Wo sind die Unterschiede zwischen der AWSL und der Bundesliga?


Riola Xhemaili: Die Körperlichkeit, und die Geschwindigkeit sind schon eine andere Hausnummer. Die Bundesliga lässt mir nicht mehr viel Zeit um Entscheidungen zu treffen. Handlungsschnelligkeit, Spieltempo, Zweikampfführung und die allgemeine Physis sind Attribute an denen ich ständig arbeite. Die Qualität der Gegner ist einfach höher - der Konkurrenzkampf mit starken Gegnern wirkt sich äußerst positiv auf mich und auf meine Einstellung aus - er hilft mir extrem um mich weiterzuentwickeln.


Socerdonna: Würden sie sich auch mal wünschen vor einer Rekordkulisse von über 18.000 Zuschauern zu spielen, wie jüngst beim Stockholmer Derby zwischen Hammarby IF und AIK Solna?


Riola Xhemaili: Natürlich, denn das Spielen vor Fans ist unglaublich schön. Seit dieser Saison dürfen beim SC Freiburg in der Bundesliga auch wieder Zuschauer dabei sein. Zwar sind es keine 18.000 aber ich freue mich über jeden Einzelnen sehr, je mehr dabei sind desto mehr Kraft gibt mir das für das Spiel. Ich hoffe auch für die EM 2022 mit der Schweiz auf eine hohe Anzahl an Fans im Stadion, denn der Frauenfußball hat enorm an Attraktivität dazu gewonnen.


Socerdonna: Machen wir nochmal einen kleinen Schwenk in Ihre Nationalmannschaftskarriere - Mit 17 Jahren debütierten Sie und wurden für Ihr Idol Ramona Bachmann eingewechselt. Eine besondere Ehre?


Riola Xhemaili: Für mich war das schon eine Ehre als ich aufgerufen wurde. Ein Debüt ist immer etwas Besonderes. Genauso wie das Debüt in der Schweizer Liga war dieser Moment etwas was ich in meinem Leben nicht mehr vergessen werde. Dann auch noch für Ramona eingewechselt zu werden war umso schöner. Ich habe es schon in vielen Interviews erwähnt. Ramona Bachmann ist für mich die beste Fußballerin und das größte Idol, diese Einwechslung ging nicht schöner.


Socerdonna: Es folgen insgesamt 8 Einsätze in der Nationalmannschaft, sie spielten dann noch unter anderem das EM-Qualifikationsspiel gegen Tschechien, wo Sie in der 104. Minute eingewechselt wurden, worauf hin ein nervenaufreibendes Elfmeterschießen folgte. Wie fühlten Sie sich und wollten Sie nicht schießen?


Riola Xhemaili: Es war für mich ein sehr spannendes, aber auch hektisches Spiel. Ich wurde auf einer ungewohnten Position eingewechselt, war aber noch ziemlich frisch und habe bis zum Ende gekämpft. Leider konnten wir kein Tor mehr schießen und so kam es zum Elfmeterschießen. Ich wollte eigentlich schießen, jedoch sagte mir Lia Wälti sie fühle sich gut und würde auch schießen wollen. Ich habe mich dann der Situation angepasst und ihr den Vortritt gelassen, wäre aber im Falle einer Sechsten Schützin an der Reihe gewesen. Somit habe ich meinen Elfmeter zwar knapp verpasst, aber letztendlich haben wir als Mannschaft das Spiel gewonnen und das ist das was zählt. Jedoch war es der Nervenaufreibendste Moment meiner Karriere.


Socerdonna: War das Ihr bis jetzt emotionalstes Spiel?


Riola Xhemaili: Nein, das war es nicht. Die Niederlage im Pokalhalbfinale vom FC Basel gegen den FC Luzern war mein emotionalstes Spiel. Nachdem wir die Meisterschaft nicht gewinnen konnten, obwohl wir uns den Titel vor der Saison fest vorgenommen hatten, wollte ich unbedingt den Pokal gewinnen. So nah dran zu sein und es schlussendlich nicht zu schaffen tat schon sehr weh und spiegelt auch wider wie viele Emotionen und Leidenschaft ich in den Fußball stecke.


Socerdonna: Wie gut ist der Austausch zwischen Ihrem Trainer Nils Nielsen und Ihnen?


Riola Xhemaili: Nils Nielsen ist ein sehr guter Trainer, wir können uns immer mit ihm über alles mögliche austauschen. Er ist immer erreichbar und immer für mich da, wenn ich ihn brauche. Er gibt mir regelmäßiges Feedback, was mir in meinem jungen Alter besonders wichtig ist. Dazu schenkt er mir durch die Spielzeit ein enormes Vertrauen.


Socerdonna: Wie sehen die nächsten Schritte Ihrer Karriere aus?


Riola: Ich möchte in der Nationalmannschaft weiter angreifen und mir noch mehr Spielzeit verdienen und auf meinen Stammplatz hinarbeiten. Bis jetzt sieht das sehr gut aus, in den letzten EM-Qualifikationsspielen habe ich immer von Anfang an gespielt. Bei Freiburg möchte ich mein Offensivspiel weiter verbessern und mehr an Toren beteiligt sein und einfach weiter mit der Mannschaft zusammenwachsen und das Spiel der Mannschaft mit nach vorne bringen.


Socerdonna: Wenn sie ein kleines Mädchen heute fragen würde, was sie tun müsste um Profifußballerin zu werden, was würden Sie ihr raten?


Riola Xhemaili: Ich würde sie erstmal fragen, ob Fußball ihre Leidenschaft ist und ob sie ihr Hobby zum Beruf machen möchte, denn die Grundvoraussetzung für diesen Schritt ist es den Fußball zu leben und zu lieben. Zusätzlich muss man ein gewisses Talent mitbringen, aber auch hart daran arbeiten dieses Talent zu nutzen. All diese Punkte zusammen sind die Schlüssel zum Erfolg.



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