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12.04.2021 - 15:02 Uhr | News | Quelle: soccerdonna.de
Gülbin Hiz und Derya Arhan: Freundschaft zahlt sich aus
Soccerdonna: Sie sind seit ca. einem Monat in der Ukraine. Wie ist es dort? Wie fühlen sie sich?
Gülbin Hız: Es ist mein erster Wechsel ins Ausland. Das Leben im Ausland ist eine neue Erfahrung für mich. Im Moment habe ich keine Schwierigkeiten, dank der Unterstützung unserer Mitspielerinnen und Trainer. Es läuft im Moment alles gut.
Soccerdonna: Frau Arhan, Sie haben schon einmal eine Auslandserfahrung in Spanien gemacht. Gibt es einen Unterschied zwischen die beiden Länder?
Derya Arhan: Ja, eigentlich verhalten sie sich hier in der Ukraine viel freundlicher als in Spanien. Unsere Mitspielerinnen helfen uns sowohl im Fußball als auch im Alltag. Wir haben keine Probleme im Alltag, aber wir können nicht sagen, dass wir uns vollständig an die Trainingsprogramme gewöhnt haben.
Soccerdonna: Wie ist es zu diesem Transfer gekommen?
Derya Arhan: Die Türkei war, wie alle anderen Länder, stark von der Pandemie betroffen. Aufgrund der Pandemie wurden die Frauenligen in der Türkei pausiert. Dies stellte für uns Fußballerinnen ein Problem dar; deshalb überlegten wir, wie wir diese Zeit bestmöglich nutzen könnten. Wir haben uns mit unserer alten Teamkollegin Natiia Pantsulaia in Verbindung gesetzt, die derzeit für Zhilstroy-2 spielt. Sie hat uns geholfen, mit dem Verein in Kontakt zu treten. Die Trainer haben sich unsere Videos angeschaut und uns für eine Probezeit hierher eingeladen. Am Ende dieser Probezeit wollten sie, dass wir hierbleiben.
Soccerdonna: Was hat Sie überzeugt, in die Ukraine zu wechseln?
Gülbin Hız: Wie Derya erwähnte, durften wir in der Türkei ein Jahr lang keinen Fußball spielen. Wir sind von dieser Situation finanziell und emotional sehr negativ betroffen. Wenn man längere Zeit nicht Fußball spielt, dauert auch die Erholungsphase länger. Als Natiia mit diesem Angebot kam, haben wir uns sehr gefreut und wollten diese Gelegenheit sofort wahrnehmen.
Soccerdonna: Wie unterscheidet sich das Training in den türkischen und ukrainischen Vereinen?
Derya Arhan: In der Ukraine sind sie in Sachen Kraft und Tempo auf einem viel besseren Niveau. In der Türkei dauert der Spielaufbau länger mit vielen Pässen in der Abwehr, bevor man nach vorne kommt, aber hier geht es vor allem darum, das gegnerische Tor so schnell wie möglich zu erreichen. Das schnelle Passspiel macht uns ein bisschen Schwierigkeiten, da wir es gewohnt sind, mit einem langsameren Tempo zu spielen.
Gülbin Hız: Wir haben echt Probleme mit dem Tempo. Selbst die Trainingsübungen, die wir in der Türkei zum Spaß gemacht haben, werden hier mit einem höheren Tempo ausgeführt. Der „Matchplan“ hier ist, das Spiel mit höherem Tempo und mehr Läufen zu spielen, was mehr Kondition erfordert. Ich denke, dass wir auf lange Sicht von diesen Trainingseinheiten profitieren werden. Ich glaube sogar, dass es bereits erste positive Auswirkungen auf uns gezeigt hat.
Soccerdonna: Wie war die Reaktion, als Ihre Familien erfahren haben, dass Sie zu Zhilstroy-2 wechseln?
Gülbin Hız: Ich spiele seit fast 13 Jahren Fußball und habe fast 10 Jahre lang außerhalb meiner Heimatstadt gespielt. Aus diesem Grund machte es keinen großen Unterschied, im Ausland zu spielen. Sie waren natürlich stolz auf diesen Transfer. Sie sind immer bei mir und unterstützen mich. In dieser Hinsicht fühle ich mich sehr glücklich.
Derya Arhan: Ebenso war ich auch in verschiedenen Städten in der Türkei und ich hatte auch schon Erfahrung im Ausland, daher waren sie nicht besorgt über den Transfer. Sie vertrauen mir und sie unterstützen mich die ganze Zeit.
Soccerdonna: Wie waren die Reaktionen Ihrer Familien, als Sie Ihre Fußballkarriere begonnen haben?
Gülbin Hız: Als ich 6-7 Jahre alt war, begann ich mit den Jungs in unserer Nachbarschaft Fußball zu spielen. Meine Eltern reagierten oft mit Sätzen wie "Ein Mädchen sollte nicht Fußball spielen", also damals unterstützten sie mich nicht. Nachdem ich angefangen hatte, erfolgreich zu werden und in die Junioren-Nationalmannschaft berufen wurde, wurden Nachrichten über mich in lokalen Zeitungen veröffentlicht. Diese Ereignisse veränderten die Meinung meiner Familie. Sie waren stolz und fingen an mich mehr zu unterstützen.
Derya Arhan: Als ich ein Kind war, spielte ich Fußball mit meinem älteren Bruder auf einem Fußballplatz in unserer Nachbarschaft. Der Platzwart dieses Platzes hat mir geholfen, eine Frauenfußballmannschaft in Istanbul zu finden. Damals wusste ich noch nicht selbst, dass es so etwas wie Frauenfußball gibt. Ich bin nicht lange in Istanbul geblieben. Nachdem ich dort zwei Jahre lang gespielt hatte, wollte Karadeniz Ereglispor mich verpflichten. Um ehrlich zu sein, hat mein Vater nicht positiv auf diesen Transfer reagiert, aber meine Mutter stand hinter mir. Sie war diejenige, die mich geführt und mir am meisten geholfen hat.
Soccerdonna: Welche Ziele haben Sie sich bei Zhilstroy-2 gesetzt?
Gülbin Hız: In der Ukraine gibt es ein Meisterschaftsrennen zwischen zwei Mannschaften. Unser Team hat immer das Ziel, die Meisterschaft zu gewinnen und gute Ergebnisse in der Champions League zu erzielen. Mein erstes Ziel hier ist es, mich in einem anderen Land als der Türkei zu beweisen, mich zu verbessern und zu sehen, was ich im Ausland erreichen kann. Ich möchte dazu beitragen, dass die Mannschaft ihre Ziele erreicht und eine erfolgreiche Saison hat. Je mehr ich dazu beitragen kann, desto glücklicher bin ich.
Derya Arhan: Ich bin wirklich neugierig auf meinen Platz im Team, wie ich dazu beitragen kann und wie erfolgreich ich sein werde. Als ich in Spanien war, hatte ich nicht viele Probleme, weil die Art und Weise, wie sie das Spiel spielen, zu mir passte; aber hier habe ich ein bisschen Probleme. Unsere Lizenzen waren in der ersten Woche nicht fertig und ich konnte in der zweiten Woche nicht spielen, aber ich denke, ich werde bald anfangen zu spielen. Nach meinem ersten Spiel werde ich besser einschätzen können, was ich tun kann. Ich hoffe, ich kann die Mannschaft dabei unterstützen, die Meisterschaft zu gewinnen.
Soccerdonna: Letzte Woche haben Sie gegen Ihren wichtigsten Meisterschaftsrivalen Zhilstroy-1 gespielt. Ihre Teamkollegen aus der türkischen Nationalmannschaft Birgül Sadıkoğlu und Gamze Nur Yaman spielen auch bei Zhilstroy-1. Können Sie uns etwas über Ihre Emotionen bei diesem Spiel erzählen?
Derya Arhan: Wir sprachen mit Gamze und Birgul direkt nach dem Spiel. (Sie lacht)
Gülbin Hız: Ich habe das Spiel draußen verfolgt. Es war ein Spiel mit hohem Tempo. Leider haben wir mit einem unglücklichen Tor 1:0 verloren. Ich hätte dieses Spiel wirklich gerne gespielt, es hat wirklich Spaß gemacht. Es wäre natürlich besser gewesen, wenn wir gewonnen hätten.
Derya Arhan: Das Spiel hatte wirklich ein hohes Tempo. Beide Mannschaften spielen auf einem sehr ähnlichen Niveau und es gab viele Zweikämpfe. Wir hatten mehr Ballbesitz, aber wir konnten kein Tor erzielen. Wir hatten mehr Chancen, aber unser Torabschlüsse waren nicht gut genug. Sie hatten nur eine große Gelegenheit und haben damit ein Tor erzielt. Dann haben sie es geschafft, das Ergebnis zu verteidigen. Ich sehe diese Niederlage als Pech an.
Soccerdonna: Sie haben noch ein Spiel gegen Zhilstroy-1 in dieser Saison. Wie tippen Sie das Ergebnis im nächsten Spiel?
Gülbin Hız: Wir haben das erste Spiel 1:0 verloren, aber wir hatten Pech. Wir hätten dieses Spiel gewinnen können. Ich denke, wir können das nächste Spiel 1:0 oder 2:0 gewinnen.
Derya Arhan: Ich denke auch, dass wir 1:0 gewinnen werden. Beide Mannschaften haben das gleiche Niveau, aber wir werden das nächste Mal als Sieger vom Platz gehen.
Soccerdonna: Wie sehen Sie Ihre Chancen in der türkischen Nationalmannschaft? Haben Sie auch Ziele mit Ihrer Nationalmannschaft gesetzt?
Gülbin Hız: Wir hatten bisher nicht viel Erfolg in der Nationalmannschaft, aber wir wollen mit unserem Trainer Necla Güngör einen Neustart machen. Wir haben im September die WM-Qualifikationsspiele. Wir glauben an uns und haben uns hohe Ziele gesetzt. Wir möchten so viele Spiele wie möglich gewinnen und uns für die Weltmeisterschaft qualifizieren. Wir wollen unser Land so gut wie möglich repräsentieren. Ich persönlich möchte in jedem Spiel mein Bestes geben und alle in unserem Land stolz machen.
Derya Arhan: Wir haben mit unserem neuen Trainerstaff einen Neuanfang gemacht. Sie beobachten die Spieler auch im Ausland und versuchen, neue Spieler ins Team zu holen. Ich hoffe, dass wir mit den neuen Spielern ein besseres Niveau erreichen können. Wir bereiten uns gerade auf unsere Qualifikationsspiele im September vor. Persönlich bin ich immer stolz darauf, in der Nationalmannschaft zu sein und unsere Fahne zu vertreten. Ich sehe die Nationalmannschaft als mein zweites Zuhause, ich vermisse meine Teamkollegen und Trainer. Ich fühle mich glücklich, Teil der Mannschaft zu sein. Ich hoffe, dass ich die Nationalmannschaft so gut wie möglich repräsentieren kann.
Soccerdonna: Haben Sie ein Vorbild im Frauenfußball und wieso?
Gülbin Hız: Ich spiele als Innenverteidigerin und mir gefällt die Spielweise von Wendie Renard aus Lyon.
Derya Arhan: Mein Vorbild im Frauenfußball ist der ehemalige Nummer 10 der US-Nationalmannschaft, Carli Lloyd. Ich genieße es sehr, wenn ich ihr beim Spielen zuschaue.
Soccerdonna: Wer ist Ihrer Meinung nach die beste Spielerin zur Zeit?
Gülbin Hız: Ich möchte den gleichen Namen mit meinem Vorbild angeben. Renard ist wirklich eine sehr gute Spielerin.
Derya Arhan: Die Stürmerin der niederländischen Nationalmannschaft, Vivianne Miedema, ist meiner Meinung nach die beste Spielerin zur Zeit. Sie hat ihrem Alter entsprechend unglaubliche Fortschritte gemacht.
Soccerdonna: Was sind Ihre Pläne für die Zukunft? Wollen Sie weiterhin im Ausland spielen? Was sind Ihre Pläne nach Ihrer Fußballkarriere?
Gülbin Hız: Mein erstes Ziel ist es, mich hier zu beweisen. Ich möchte hier wirklich etwas erreichen. Ich möchte so lange Fußball spielen, wie ich kann und dann als Sportlehrerin arbeiten. Außerdem möchte ich eine Trainerlizenz erhalten und an Fußballschulen oder in Jugendmannschaften arbeiten. Ich möchte sehen, was ich den Kindern als Trainerin geben kann. Ich hoffe, dass ich diese Ziele verwirklichen kann.
Derya Arhan: Ich möchte noch mindestens drei oder vier Jahre lang im Ausland spielen. Ich bin zurzeit Studentin an der Universität und es ist mein letztes Studienjahr. Ich werde Sportlehrerin sein, wenn ich mein Studium abgeschlossen habe. Nach meiner Fußballkarriere werde ich zurück in die Türkei gehen und als Sportlehrerin arbeiten.
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