14.12.2018 - 12:40 Uhr | News | Quelle: Soccerdonna | von: Kay-Ole Schönemann
Bei Bayern war definitiv meine schönste Zeit

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©FC Bayern

Sie war U19- Europameisterin und zweimal deutscher Meister mit dem FC Bayern München. Feierte mit Franck Ribery und Pep Guardiola und engagiert sich für ihre Heimat und die UEFA. Eunice Beckmann ist ein Allroundtalent und das nicht nur auf dem Platz. Für diverse Juniorinnen Nationalmannschaften lief sie insgesamt 23mal auf. In der Frauen Allianz Bundesliga kommt Sie auf 97 Einsätze. Spielte u.a. in Linköping, Boston, Basel und aktuell in Madrid immer Erstklassig.
Über ihre sportliche Karriere, ihre sozialer Ader und vieles mehr sprach Eunice Beckmann mit Soccerdonna-Reporter Kay-Ole Schönemann.



Soccerdonna.de: Wenn man Ihren Namen bei Google eingibt, dann fällt einem auf, dass Sie auf YouTube sehr bekannt sind. Wie kam es dazu?



Eunice Beckmann: Seit Anfang 2018 bin ich bei „We Play Strong“. Das Ziel dieser Initiative ist, Mädchen für den Fußball zu begeistern und ihnen Perspektiven aufzuzeigen. Aber gleichzeitig auch zu zeigen, dass es harte Arbeit ist, Profifußballspielerin zu sein, wir genauso hart trainieren wie die Männer und man dabei dennoch auch Spaß haben kann. Natürlich wollen wir auch gerne diejenigen Mädchen zurückgewinnen, die mit dem Fußball gebrochen haben.
Angesprochen wurde ich durch einen Mitarbeiter der UEFA. Dieser kannte Laura Feiersinger (Anm. d. Red.: 1. FFC Frankfurt), Lisa Evans (Anm. d. Red.: Arsenal LFC) und mich durch den FC Bayern. Wir waren damals sehr gut befreundet und haben viel miteinander unternommen. In einem Gespräch hat er uns dann das Angebot unterbreitet diese Staffel zu machen und da wir alle begeistert davon waren, kam es auch ziemlich schnell zu Stande. Wir wurden mit einer Kamera ausgestattet und sollten unseren Tagesablauf filmen. Das war auch eine schöne Möglichkeit den Menschen zu zeigen, wer ich bin und was ich mache. Die zweite Staffel wird in den nächsten Wochen starten. Aktuell sind wir aber alle sehr auf unsere Mannschaften fokussiert.



Soccerdonna.de: In den Videos wirken Sie oft sehr lebensfroh und schrill. Spiegelt das ein wenig Eunice Beckmann auch in der Realität wieder?



Eunice Beckmann: So wie wir in den Videos auftreten, so sind wir auch im Leben. Mir macht es total viel Spaß, diesen Block zu begleiten. Und ich finde es auch wichtig dabei authentisch zu bleiben.



Soccerdonna.de: Schaut man sich Ihre Videos an, fällt einem ein Video aus dem Jahr 2015 ins Auge. Sie feiern die Meisterschaft auf dem Münchner Rathausmarkt-Balkon zusammen mit den Herren des FC Bayern. Neben Ihnen sieht man David Alaba und Franck Ribery. War das ein besonderer Moment in Ihrem Leben?



Eunice Beckmann: Ja, das war ein besonderer Moment. Allerdings muss ich dazu sagen, dass Franck und David mir das Mikro in die Hand gedrückt und mich dazu gezwungen haben. Sie haben mich aus der Gruppe ausgewählt und ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Also habe ich versucht, die Menschen zu animieren und dafür etwas Einfaches ausgesucht. Es war schon ein lustiges Gefühl, weil so viele Menschen vor Ort waren und mitgemacht haben.



Soccerdonna.de: Gab es damals außer der Meisterschaftsfeier auch regelmäßigen Kontakt zu den männlichen Fußballprofis des FC Bayern?



Eunice Beckmann: Wir haben damals zum Mittag immer an der Säbener Straße gegessen. Und als wir dort waren, hat man auch die Männer gesehen. Man hat sich auch „Hallo“ gesagt, aber wirklich engen Kontakt hatte ich da zu keinem der Spieler. Die Österreicherinnen, wie Laura Feiersinger, Carina Wenninger und Viktoria Schnaderbeck, haben aber guten Kontakt zu David Alaba gepflegt.



Ein tolles Erlebnis war es aber, mit den Männern die Meisterschaft zu feiern. Auch einen Tag bevor wir auf dem Balkon waren, gab es eine gemeinsame Feier mit den Männern und den Offiziellen. Dort konnte man sich gut kennenlernen. Man hat gemeinsam gefeiert, getanzt und gegessen. Es ging einfach mal nicht um Fußball. Und es war auch interessant Pep Guardiola auf der Tanzfläche zu sehen. (lacht)



Soccerdonna.de: Haben die Spieler der Herren auch ab und zu bei euren Spielen zugeguckt?



Eunice Beckmann: David Alaba war öfter mal vor Ort. Auch Uli Hoeneß war mal da, er hat uns damals auch zum Essen eingeladen, als wir deutscher Meister geworden sind. Tiago hat auch mal zugeguckt. Bei den Topspielen waren immer mal wieder Spieler vor Ort.



Soccerdonna.de: Wie empfanden Sie allgemein die Zeit beim FC Bayern?



Eunice Beckmann: Bei den Bayern war definitiv meine schönste Zeit. Dort konnte ich mit meinen Mädels zusammen spielen wie Laura Feiersinger oder Leonie Maier, welche ich aus den U-Nationalmannschaften kannte. Ich hatte das Privileg für die Bayern spielen zu können. Und wer möchte das nicht auch mal? Ich hab dort 2,5 Jahre gespielt und habe zweimal die deutsche Meisterschaft gewonnen. Außerdem ist die Stadt München wunderschön. Die Erfahrung kann mir keiner mehr nehmen.



Soccerdonna.de: Nach der Zeit beim FC Bayern ging es nach Boston. Ist der Fußball in den Vereinigten Staaten populärer als in Deutschland? Was für Unterschiede haben Sie zum Fußball in der Frauen Allianz Bundesliga bemerkt?



Eunice Beckmann: Der Fußball in den USA ist viel intensiver. Er ist schneller und sehr auf Tempo spezifiziert. Nicht so technisch und taktisch geprägt wie in Deutschland.



Soccerdonna.de: 2018 wurde Boston auf Grund finanzieller Schwierigkeiten vom Spielbetrieb zurückgezogen. Sie waren damals schon in Basel. War es zum Zeitpunkt ihres Wechsels in die Schweiz abzusehen, dass Boston sich auflösen wird? Haben Sie viel vom Rückzug mitbekommen?



Eunice Beckmann: Nein, habe ich nicht. Es war eine Überraschung für mich, dass sie sich plötzlich aufgelöst haben. Zu meiner Zeit in Boston, erging es uns Spielerinnen sehr gut.



Soccerdonna.de: Kürzlich feierte der FC Basel sein 125-jähriges Bestehen. Die Fußballerinnen sollten vor Ort Lose verkaufen und wurden in einem Nebenraum mit Sandwiches versorgt. Sollte man nicht meinen, dass das Aushängeschild für den Frauenfußball eher einen Tisch beim Bankett verdient hätte?



Eunice Beckmann: Ich habe den Artikel damals gelesen und war sehr traurig. Es spiegelte ein wenig das wieder, was mich damals dazu bewegt hat, den FC Basel zu verlassen. Wir haben damals schon gemerkt, dass nicht auf den Frauenfußball gesetzt wurde. Das Budget wurde u.a. gekürzt. Es war einfach sehr traurig das Ganze.



Soccerdonna.de: Wettbewerbsübergreifend schossen Sie vergangene Saison 27 Tore in 30 Spielen für den FC Basel. Hatten Sie auch Angebote für einen Wechsel nach Deutschland oder England?



Eunice Beckmann: Angebote aus Deutschland gab es damals schon, aber aus England nicht.



Soccerdonna.de: Was war der ausschlaggebende Grund für den Wechsel zu Madrid CFF?



Eunice Beckmann: Madrid hat mir ein sehr gutes Angebot gemacht. Ich wollte nochmal eine andere Kultur und ein anderes Land kennenlernen, daher wollte ich erstmal nicht zurück nach Deutschland. Und so habe ich mich schlussendlich für Madrid entschieden.



Soccerdonna.de: Was sind die Ziele von Madrid CFF für die aktuelle Saison?



Eunice Beckmann: Wir haben uns auf Platz 4-6 gesehen. Dass die Saison so unglücklich verläuft, war nicht abzusehen. Kürzlich haben wir mit Victor Martin Alba einen neuen Trainer bekommen. Seit dem sind wieder alle Spielerinnen motivierter und positiver. Das ist auch wichtig für die kommenden Spiele.



Soccerdonna.de: Um Madrid CFF gibt es immer wieder Gerüchte, dass Sie auf eine Übernahme von Real Madrid hoffen. Halten Sie eine solche Übernahme für realistisch?



Eunice Beckmann: Ja, das habe ich auch schon gehört. Real Madrid ist eine der fehlenden großen Vereine in Spanien, die noch keinen Frauenfußball anbieten. Ich würde mich freuen, wenn Real das macht (lacht).



Soccerdonna.de: Spanien ist im Jahr 2018 das Maß aller Dinge bei den Juniorinnen Nationalmannschaften. Die U17 wurde Europa- und Weltmeister, die U19 wurde Europameister und die U20 Vize-Weltmeister. Was macht Spanien derzeit besser in der Entwicklung der Talente als der DFB?



Eunice Beckmann: Ich finde die Jugendabteilung der Spanierinnen sind ja schon seit Jahren auf einem hohen Niveau, aber was die genau anders oder besser machen, kann ich nicht beurteilen. Ich bin ja auch mit Deutschland U19 Europameisterin geworden. Deutschland hat halt gerade eine eher unglückliche Phase, aber es kommen auch wieder bessere Zeiten. Und die Spanierinnen sind momentan gut drauf.



Soccerdonna.de: Auf Facebook rufen Sie regelmäßig zu einem sozialen Projekt mit „Kindern auf Ghanas Straßen“ auf. Wollen Sie ein wenig von diesem Projekt erzählen?



Eunice Beckmann: Das ist mein eigenes Projekt, bei dem mich noch ein Freund unterstützt. Dadurch, dass meine Eltern aus Ghana kommen und ich dort meine Wurzeln sehe, wollte ich dem Land etwas zurückgeben. Ich war 2003 in Ghana und dann erst wieder 2016. Leider kann ich mich an den Besuch aus dem Jahr 2003 nur sehr schwach erinnern. Ich hatte noch in Erinnerung, das Ghana ein Entwicklungsland ist und auf den Straßen laufen viele kleine Kinder rum, die nach Geld oder Essen fragen. Als ich 2016 da war, habe ich richtig schöne Seiten von Ghana kennenlernen dürfen. Ich bin damals viel rumgereist, so habe ich aber, z.B. in den Dörfern, auch einige von Armut geprägte Ecken gesehen. Man hat gesehen wie schlecht es den Leuten dort geht. Und ich wollte dem Heimatland meiner Eltern was zurückgeben. Dadurch kam es zu diesem Projekt. Mit Geld und Kleidung wollen wir versuchen, tausenden von Kindern zu helfen. Wir wollen deren Bildung fördern und sie mit Essen und Kleidung versorgen. Die Kinder wollen lernen und zur Schule gehen, aber sie können es nicht, da die Eltern es sich nicht leisten können. Die Veranstaltung findet in Accra statt. Wir haben dort eine Location und ich werde am 24. Dezember vor Ort sein, um mit den Kindern das Weihnachtsfest zu verbringen.



Soccerdonna.de: Wir bedanken uns für das Interview und wünschen weiterhin bestmöglichen Erfolg.





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