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15.06.2019 - 18:31 Uhr | News | Quelle: dpa
«Almuth Allwissend»: Angerer und Fuchs loben DFB-Keeperin Schult
©VfL Wolfsburg
Wenn es nach ihrer Vorgängerin Nadine Angerer geht, gehören die deutschen Fußballerinnen insbesondere auch wegen der Klasse von Torhüterin Almuth Schult bei der WM in Frankreich zu den Favoriten. «Ihr habt eine super Trainerin, ihr seid eine mega Mannschaft - und ihr habt die beste Torhüterin», hatte die 40 Jahre alte Ex-Nationalkeeperin ihren Nachfolgerinnen zu Turnierbeginn in einem Video auf Instagram mit auf den Weg gegeben.
Angerer muss es wissen. Schließlich wurden die DFB-Frauen mit ihr 2003 und 2007 Weltmeisterinnen. 2003, beim ersten WM-Titel hütete allerdings Silke Rottenberg noch das Tor, Angerer saß als starke Vertreterin auf der Bank, ehe sie 2007 in allen Spielen ohne Gegentor blieb - ein Rekord. Vor vier Jahren in Kanada war Schult die Nummer zwei hinter Angerer. Erst nach deren Karriereende rückte die 1,80 Meter große Norddeutsche auf zur Stammkeeperin.
«Ich habe selbst erlebt, wie es ist, nicht zu spielen. Aber ich habe auch Erfahrungswerte, selbst ein großes Turnier gespielt zu haben», sagte Schult am Samstag in Montpellier, wo das Team am kommenden Montag (18.00 Uhr/ARD und DAZN) sein abschließendes Gruppenspiel gegen Südafrika bestreitet.
Nicht zuletzt deshalb ist Schult eine beliebte Ansprechpartnerin für die Jungen im Team. Sie ist Vorbild und Kumpel zugleich, auf und neben dem Platz. Und füllt dieser verantwortungsvollen Rollen auch gerne mit Leben: «Manchmal kommen die Jüngeren zu mir und fragen Dinge, mit denen man nicht direkt zur Trainerin geht. Ich sage dann zum Beispiel, was man darf und was man nicht darf.»
Und was darf man nicht bei der Frauen-Nationalmannschaft? «Disziplin» sei sehr wichtig, antwortete Schult. Es gebe gewisse Regeln, die man unbedingt einhalte solle. Etwa, wann man sich während der WM mal mit der angereisten Familie oder Freunden treffen kann.
Schult gilt als sehr diszipliniert, zielstrebig und wissbegierig. Bei einem Workshop sollte jede Spielerin einer Teamkollegin einen passenden Spitznamen geben, der mit dem ersten Buchstaben des Vornamens anfängt. Eine Alliteration: So wurde aus «A» Almuth «Allwissend». Sie empfindet das als «großes Kompliment. Ich versuche, jede Frage zu beantworten, meistens auch mit Wissen.»
DFB-Torwarttrainer Michael Fuchs kennt seine Schülerin schon lange, weiß wie sie tickt und hat ihre Entwicklung über viele Jahre begleitet. Auch und gerade im letzte halben Jahr mit gesundheitlichen Rückschlägen war er Ansprechpartner. «Eine Leidenszeit», seien die vergangenen Monate für die Nummer eins gewesen. «Wir haben versucht, konsequent, aber auch mit Vernunft da durch zu kommen», berichtete Fuchs. «Wir sind auf einem guten Weg. Ich hoffe, dass es so weitergeht.»
Im Winter-Trainingslager des VfL Wolfsburg in Portugal im Januar wurde Schult plötzlich krank. Hohes Fieber, sie fühlte sich elend. Sie war an Masern erkrankt, deren Folgen lebensbedrohlich waren. Sie verlor etliche Kilo an Gewicht und damit an Substanz. Eine Bindehautentzündung, eine Ohrenentzündung und eine Zahnfleischentzündung kamen hinzu.
«Ich dachte, mir fallen die Zähne aus. Dazu kamen eine Bronchitis und eine Leberentzündung», berichtete sie der «Bild»-Zeitung. Heute setzt sie sich dafür ein, dass Kinder unbedingt gegen die besonders für Erwachsene gefährliche und tückische Infektionskrankheit geimpft werden.
Bis vor wenigen Wochen hing die WM-Teilnahme der Olympiasiegerin von 2016 dann wegen einer hartnäckigen Schulterverletzung am seidenen Faden. Erst bei nach ihrem Comeback bei der WM-Generalprobe gegen Chile gab es grünes Licht. «Es war kein einfaches halbe Jahr, ich bin froh, dass es vorbei ist und ich fit bin», betonte Schult, die in den beiden ersten WM-Spielen gegen China und Spanien zu null spielte.
Um wirklich um den Titel mitzuspielen, braucht die DFB-Elf eine souveräne Torfrau, die Ruhe ausstrahlt, Sicherheit gibt und ihre Defensive organisiert. Fuchs sieht in Schult eine «starke Persönlichkeit», die all diese Attribute vereint. Die 28-Jährige, die sich viel von Oliver Kahn abgeschaut hat, will ihren Teil zum Gelingen der Mission beitragen. Die 61-malige Nationalspielerin sieht noch Steigerungspotenzial im spielerischen Bereich. «Wir sind selbst noch nicht zufrieden. Wir machen uns den Druck selbst, den Frauenfußball besser zu repräsentieren. Weil wir wissen, dass wir es besser können.»
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