11.09.2014 - 21:10 Uhr | News | Quelle: dpa
«11 Freundinnen» - verpatzter Film

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©SG Essen-Schönebeck
Deutschland muss nicht Weltmeister werden, um einen Kino-Blockbuster aus einer Fußball-WM zu machen. Das bewies Sönke Wortmann mit seinem Leinwand-Hit «Deutschland. Ein Sommermärchen» über die WM 2006. Damals war Jürgen Klinsmanns Elf im Halbfinale ausgeschieden. Das Auf und Ab einer WM aus deutscher Sicht zu zeigen, war auch der Plan der Regisseurin Sung-Hyung Cho («Full Metal Village»). Sie filmte «11 Freundinnen» über die Frauen-WM 2011. An diesem Sonntag um 21.45 Uhr zeigt 3sat den Dokumentarfilm.

«11 Freundinnen» kommt bei weitem nicht an Wortmanns Werk heran. Zu vorgeschrieben scheint das Drehbuch für die Kickerinnen - die sich daran einfach nicht hielten. Es fehlt der Spannungsbogen. Das Ziel Weltmeisterschaft erscheint viel zu lange zu trüb am fernen Horizont. Mehr als eine Stunde wird nicht deutlich, wohin der Film überhaupt will. Zu viel wird angerissen: Klischees, zweites Standbein, hartes Training. Was fehlt, ist das Besondere: Keine Bilder aus der Mannschaftskabine, viel zu häufig lebt die Doku von Allerweltsaufnahmen. Sehnsuchtsvoll erinnert sich der Zuschauer hier an Wortmanns Filmszenen, bei denen man sich fühlte, als sei man in der Kabine mit dabei.

Ex-DFB-Präsident Theo Zwanziger, Ex-Bundespräsident Christian Wulff, Ex-Torwartfrau Uschi Holl (Foto) - die Inhalte erscheinen als Relikte vergangener Zeiten. Das hat auch mit der späten Veröffentlichung zu tun. Erst im vergangenen Jahr hatte der Film über die Heim-WM Kinopremiere. Etliche Protagonisten sind inzwischen aus der Öffentlichkeit verschwunden. «Was die Männer nicht geschafft haben, wollen wir schaffen», sagt eine Fußballerin zu Beginn des Films - auch dieser Satz ist seit diesem Sommer hinfällig.

Dabei hätte die gebürtige Südkoreanerin Cho den Film im Vergleich zur WM trotz, oder gerade wegen des schlechten Abschneidens - das Achtelfinale brachte das Aus - retten können. Leider dauert es aber geschlagene 70 Minuten, bis überhaupt die ersten Szenen der Weltmeisterschaft kommen. Davor: Jede Menge Vorbereitung, Trainings- und Arbeitsalltag. Sie wollte keine WM-Berichterstattung, ihr Ziel war es, den Frauenfußball «im Kontext» zu zeigen, sagte die Regisseurin.

Ursachenforschung, was vielleicht schon zu diesem Zeitpunkt beim damaligen amtierenden Doppel-Weltmeister falsch lief? Fehlanzeige! Die Demontage der Legende Birgit Prinz durch Bundestrainerin Silvia Neid während der WM wird nicht einmal erwähnt. Prinz selbst kommt im ganzen Film nie zu Wort. Die fünf Haupt-Protagonistinnen sind dagegen äußerst unglücklich ausgewählt: Uschi Holl spielt als zweite Torfrau im späteren Turnier nur eine Nebenrolle, Dzsenifer Marozsán und Bianca Schmidt werden von Neid nicht einmal nominiert. Lediglich Fatmire «Lira» Alushi hat es zu einer größeren Bekanntheit gebracht.

In dem halben Jahr vor dem Turnier wirkt der Film wie eine Dokumentation über ganz normale Probleme von Teenagern und jungen Frauen zwischen Ernährungslehre, Selbstfindung und Jobsuche. Im Mittelpunkt stehen weniger der Sport oder gar die WM, sondern die Frauen dahinter. Hier hat «11 Freundinnen» seine Stärken: Wenn Keeperin Nadine Angerer beim Fotoshooting keinen Stroh-Hut anziehen will, und sich die Frauen fragen, was ihre männlichen Kollegen eigentlich mit so viel Geld machen. Die Fußballerinnen zeigen sich in diesen Szenen herrlich ungeschminkt und präsentieren sich eben nicht als von PR-Beratern abgeschottete, übervorsichtige Promis, die nur noch Floskeln raushauen. Retten kann das den Film nicht.

3sat zeigt «11 Freundinnen» am 14.September um 21.45 Uhr. Ab 7.November ist der Film auch auf DVD und Video on Demand zu sehen.

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